Evangelische Seelsorge im Internet-Chat
Dessau-Roßlau, am – Als erste Einrichtung ihrer Art in Ostdeutschland bietet die Telefonseelsorge in Halle an der Saale ab dem 15. August eine Beratung im Online-Chat an. Termine für die Internet-Seelsorge-Sitzung können über die Website www.telefonseelsorge.de gebucht werden. „Gefühlsäußerungen über die Stimme fehlen. Wie es demjenigen geht, der sich über das Internet an uns wendet, das verraten nur Worte oder Satzzeichen. Darum haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Online-Beratung auch eine spezielle Fortbildung erhalten“, sagt Sabine Beck, Leiterin der Telefonseelsorge in Halle. „Das Internet-Beratungsangebot richtet sich aber nicht nur an Computernutzer, sondern auch an alle, die sich sprachlich nicht oder nur sehr schwer ausdrücken können wie Gehörlose und Schwerhörige.“
Neben dem Internet gehört das Handy zu den Kommunikations-Mitteln, die gegenwärtig die Aufgaben der Telefonseelsorge-Einrichtungen in Sachsen-Anhalt verändern. Die stärkere Zuschaltung von Anrufen aus den Mobilfunknetzen seit dem 1. Juni dieses Jahres bewirkt unter anderrem, dass die Mitarbeitenden der Einrichtungen in Halle und Magdeburg immer mehr Gespräche mit Frauen und Männern führen, die nicht im Bundesland Sachsen-Anhalt leben. „Wenn jemand aus dem Festnetz die Nummer der Telefonseelsorge wählt, die bundesweit unter 0800/1110111 zu erreichen ist, dann landet er bei einer Einrichtung in seiner Nähe“, sagt Sabine Beck. „Die Anrufe über Handy hingegen werden nach Mobilfunknetzen an Telefonseelsorge-Stationen in ganz Deutschland weitergeleitet. Je nachdem, wo gerade ein Platz frei ist. So kann es passieren, dass jemand aus Hamburg in Halle, jemand aus München in Magdeburg landet.“ Im vergangenen Jahr verzeichneten die Magdeburger und die Hallesche Telefonseelsorge rund 23.500 Gespräche, in Dessau waren es etwa 15.100 Gespräche. Weitere Zahlen zur Telefonseelsorge in Sachsen-Anhalt stehen im Anhang zu dieser Pressemitteilung. Telefonseelsorge – Prinzipien: Den Service der Telefonseelsorge können alle Menschen Sachsen-Anhalts kostenlos nutzen. Unter den Nummern 0800/1110111 und 0800/1110222 sind die Beraterinnen und Berater der Einrichtungen in Dessau, Halle und Magdeburg täglich rund um die Uhr zu erreichen. Die Beratenden sind zur Vertraulichkeit und Verschwiegenheit verpflichtet. Auskünfte: Barbara Weiß, Telefonseelsorge Halle, 0345/2025970; Michael Rafalski, Telefonseelsorge Magdeburg, 0391/5334401; Bernd Blömeke, Telefonseelsorge Dessau, 0340/2200315. Magdeburg und Dessau, 4. August 2005 Bilanz 2004 der Telefonseelsorge Magdeburg, Halle/Saale und Dessau Die Telefonseelsorge in Magdeburg verzeichnete im vergangenen Jahr rund 18.400 Anrufe, die zu mehr als 7.500 Gesprächen führten. In der Einrichtung in Halle an der Saale gab es etwa 29.000 Kontakte und 16.000 Beratungen, bei der Telefonseelsorge Dessau waren es rund 21.000 Anrufe bei 15.100 Gesprächen. Rund 40 bis 80 Mal täglich klingelte im vergangenen Jahr das Telefon in den Magdeburger, Dessauer und in den Halleschen Seelsorge-Einrichtungen. Die meisten Anrufe gab es am Nachmittag und am Abend. Die Monate mit der höchsten Gesprächsfrequenz waren Oktober, November und Dezember. „Im Vordergrund der Gespräche steht nicht das Einholen eines Tipps zur Problembewältigung“, sagt Sabine Beck, Leiterin der Telefonseelsorge Halle. „Die Anrufer suchen nach Entlastung. Jemanden, mit dem sie über ihr Problem reden können. Unsere Aufgabe ist es, die Seele wieder zum Sprechen und zum Atmen zu bringen.“ Ein Viertel aller Anrufer in 2004 waren Kinder und Jugendliche. Fast 40 Prozent der Personen, die den Service der Magdeburger, Dessauer und der Halleschen Telefonseelsorge-Einrichtungen im vergangenen Jahr in Anspruch nahmen, gehörten zur Gruppe der 30- bis 50-Jährigen. Die drei am meisten besprochenen Themen in den Gesprächen hießen Partnerschaft, Familie und Sexualität. Suizid und Tod hingegen rangierten in der Häufigkeit auf den hinteren Plätzen. In den vergangenen Jahren deutlich zugenommen haben Anrufe zu psychischen Erkrankungen. Drehten sich in 2001 etwa 7 Prozent der Anrufe um dieses Thema, so waren es im vergangenen Jahr fast 15 Prozent. In rund 20 Prozent der Gespräche ging es um Angstattacken oder Depressionen. Um diese Anrufer gut betreuen zu können, arbeiten die Telefonseelsorge-Einrichtungen in Magdeburg, Halle und Dessau eng mit psychosozialen Einrichtungen der Städte zusammen. In Magdeburg engagierten sich im vergangenen Jahr 62 Frauen und Männer ehrenamtlich in der Telefonseelsorge, in Halle waren es 85 und in Dessau 67 Personen. „Müssten wir alle Stunden mit einem unter Gesprächstherapeuten üblichen Satz bezahlen, dann käme man für 2004 auf einen Betrag von 900.000 Euro“, sagt Michael Rafalski, Leiter der Telefonseelsorge Magdeburg. Träger der Telefonseelsorge-Einrichtungen sind in der Landeshauptstadt Sachsen-Anhalts der Kirchenkreis Magdeburg und das Bistum Magdeburg, in Halle der Verein „Telefonseelsorge Halle e.V.“, in Dessau eine Arbeitsgemeinschaft der christlichen Kirchen und der Stadt Dessau. Die Einrichtungen finanzieren sich vor allem durch Beiträge und Zuschüsse der Kirchen, des Landes und der Kommunen. Die Magdeburger Telefonseelsorge feierte in diesem Jahr ihr zwölfjähriges Bestehen. Die Einrichtung in Halle gibt es bereits seit 14 Jahren, die Dessauer Telefonseelsorge wurde vor zehn Jahren ins Leben gerufen. Die Jahresberichte 2004 der Telefonseelsorge Magdeburg, Halle und Dessau samt aufgeschlüsselter Anruferstatistik können bei den Einrichtungen bestellt werden.