Evangelische Landeskirche Anhalts

"Es ist Raum in der Herberge"

Dessau-Roßlau, am – In seinem Weihnachtswort ist der anhaltische Kirchenpräsident Joachim Liebig auf die aktuelle Integrationsdebatte eingegangen und hat dabei Fremdenfeindlichkeit als Ausdruck mangelnder Identität bezeichnet. Er nahm dabei Bezug auf die Weihnachtsgeschichte, in der Maria und Joseph das traditionelle Gastrecht verweigert wird.

In einem Beitrag für die Wochenzeitung „Glaube und Heimat“ schreibt Liebig:

„Eine zentrale Frage des zu Ende gehenden Jahres 2010 lässt sich mit Formulierungen des Gastrechtes beschreiben. Welche Gäste wollen wir in unserem Land? Welche ehemals als Gäste gekommenen Fremden sind längst Teil unserer Gesellschaft geworden? Wie verfahren wir mit den Fremden in unserer Mitte? Die alte Forderung des Gastrechtes, den Gast im Eigenen aufzunehmen, reicht nicht hin. Integration redet nicht von Gästen. Integration bedeutet dauerhaftes miteinander Leben. Die eigene Heimat wird zur Heimat für ehemals Fremde. Darin scheint die Wurzel des Problems zu liegen. Die Heimat zu teilen erscheint nicht als Gewinn, sondern als Verlust.

Es beginnt bei dem Begriff der Heimat. Noch vor Jahren erschien er unbenutzbar. Zwischenzeitlich wird er jedoch unverkrampft wiederentdeckt. Und doch schwingt in ihm tiefe Verunsicherung mit. Wessen können wir uns gewiss sein, wenn wir flexibel und weltoffen, global denkend und zugleich lokal handelnd sein sollen? Die Kehrseite der individuellen Freiheit ist die Bürde, für alles selbst verantwortlich zu sein. Die stets neu erhobene Politikverdrossenheit ist ein letzter Nachhall, ‚die da oben‘ – wer immer das sein mag – hätten die Dinge noch in der Hand. Viel weiter verbreitet ist zwischenzeitlich die Vorstellung einer globalen Verschwörung, der mit Hilfe von radikaler Offenlegung bei Wikileaks entgegenzutreten sei. Nichts davon ändert etwas an dem tief verunsicherten Einzelnen, der nun auch noch den Fremdem integrieren soll. Fremdenfeindlichkeit ist immer Ausdruck mangelnder eigener Identität.

Aus diesem Grund wird Gott Mensch! Er gibt damit die abschließende Antwort auf alle Not, auf alle Fragen und am Ende auf die letzte Frage der Menschheit: Der Tod endet im Leben. Als Christen sind wir in dieser Welt zu Hause und sehen bereits die Ewigkeit. Unsere Heimat ist hier und zugleich nicht von dieser Welt. Darum teilen wir diese Heimat auch mit dem Fremden. Dabei versteht sich von selbst, der Fremde verändert unsere Heimat und wird seinerseits verändert. Schwierigkeiten dieser wechselseitigen Veränderungen zu leugnen wäre lebensfern. Ihnen mit gelassenem Selbstbewusstsein und freundlicher Offenheit zu begegnen ist Ausdruck unseres Glaubens. Es ist Raum in der Herberge – Gott selbst schafft ihn.“

Weihnachtsgottesdienste

Die Evangelische Landeskirche Anhalts erwartet zu Heiligabend über 33.000 Gottesdienstbesucherinnen und Gottesdienstbesucher in 225 Gottesdiensten. Alle Gottesdienste vom 24. bis 26. Dezember in der Evangelischen Landeskirche Anhalts sind auf www.landeskirche-anhalts.de/landeskirche/Gottesdienste-Heiligabend-2010 zu finden. Weitere Informationen gibt das Portal www.weihnachtsgottesdienste.de.

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