Erste Johann-Arndt-Gesellschaft wird gegründet
Dessau-Roßlau, am – Zum 450. Geburtstag des Theologen und Pfarrers Johann Arndt gründet sich am 16. Dezember um 18 Uhr im Festsaal des Schlosses Ballenstedt die weltweit erste Johann-Arndt-Gesellschaft. Arndt gilt als Wegbereiter des Pietismus, einer der wichtigsten Reformbewegungen in der evangelischen Kirche.
Sein Name ist eng mit Anhalt verbunden. Arndt wurde 1555 in Edderitz bei Köthen geboren und wirkte in Ballenstedt und Badeborn. Später war er in Quedlinburg, Braunschweig, Eisleben und Celle tätig. Ziel der Gesellschaft wird unter anderem die Pflege und Erforschung von Werk und Wirken Johann Arndts sein. Daraus will die Gesellschaft auch Impulse für die heutige Glaubens- und Lebenspraxis ableiten. Ebenso sind Angebote für den Schulunterricht geplant. „Johann Arndts Gedanken bieten auch für die heutige Zeit, für unsere Orientierung im Leben viele Hilfestellungen“, betont der Ballenstedter Pfarrer Dr. Theodor Hering, der die Gesellschaft mitgründen wird. Ebenfalls erwartet werden zur Gründung am Freitag der anhaltische Kirchenpräsident Helge Klassohn, Prof. Udo Sträter vom Interdisziplinären Zentrum für Pietismusforschung in Halle, Prof. Hans Schneider von der Universität Marburg, der Neinstedter Diakon Wolfgang Böger, zudem Vertreter der Stadt Ballenstedt, des Kirchenkreises Ballenstedt und der Gemeinde St. Nicolai. Mit der Hallenserin Dr. Elsa Arndt wird auch eine Nachfahrin von Johann Arndt anwesend sein. Im Rahmen des Johann-Arndt-Jubiläums fand bereits im August eine Exkursion des II. Internationalen Kongresses für Pietismusforschung an den Ort seiner ersten Pfarrstelle in Badeborn statt. In Ballenstedt wurde an der St. Nicolai-Kirche, wo Arndt als Kaplan seinen Pfarrdienst begann, an ihn erinnert. Die anhaltische Landeskirche lud zu einem Festakt zu Ehren Arndts in das Ballenstedter Schloss ein, bei dem Prof. Dr. Udo Sträter vom Zentrum für Pietismusforschung der halleschen Martin-Luther-Universität den Festvortrag hielt. Infos: Pfarrer Dr. Theodor Hering, Tel. 039483 / 291
Hintergrund: Johann Arndt (1555-1621) Johann Arndt wurde am 27. Dezember 1555 im anhaltischen Dorf Edderitz bei Köthen als Sohn eines Pfarrers geboren und wuchs in Ballenstedt/Anhalt auf. Er studierte in Helmstedt, Wittenberg, Basel und Straßburg, war seit 1583 Pfarrer in Ballenstedt und seit 1584 im Dorf Badeborn bei Ballenstedt.Im Kirchenbuch von Badeborn haben noch Eintragungen von seiner Hand erhalten. In den Auseinandersetzungen zwischen der sich mehr und mehr dem Reformiertentum zuneigenden fürstlichen Kirchenpolitik und der teilweise weiter dem Luthertum verbundenen Pfarrerschaft in Anhalt vertrat Johann Arndt einen dezidiert lutherischen Standpunkt. Er hielt gegen fürstliche Anweisung weiter am sogenannten „Exorzismus“ (Absage vom Bösen) bei der Taufe fest und wechselte nach seiner Entlassung aus dem anhaltischen Pfarrdienst 1590 ins nahe Quedlinburg. Hier wirkte er bis 1599 als Pfarrer, amtierte dann bis 1609 in Braunschweig, bis 1611 in Eisleben und war dann bis zu seinem Tode 1621 lutherischer Generalsuperintendent in Celle/Lüneburg. Johann Arndt gelangte mehr und mehr zu der Auffassung, dass die protestantischen Kirchentümer seiner Zeit sich im oft hasserfüllten Streit um die Geltung theologischer Sätze gefangen hätten und sich viel zu wenig dafür interessierten, wie der einzelne evangelische Christ seines persönlichen Christusglaubens gewiss werden könne und wie er danach leben solle. Er wollte „die Lehre ins Leben verwandeln“. Schon mit diesen Fragestellungen wurde er zum Wegbereiter des späteren Pietismus. 1605 kam sein berühmtes Werk „Vier Bücher vom wahren Christentum“ heraus. Es wird bis heute als Hilfe zur persönlichen Andacht gern gelesen. Damals schienen viele Menschen geradezu darauf gewartet zu haben. 1612 erschien sein Gebetbuch „Paradiesgärtlein aller christlichen Tugenden“ – es wurde ein weiterer Bestseller seiner Zeit. Der eigentliche Begründer des Pietismus Philipp Jakob Spener stellte Johann Arndt als „Reformator des Lebens“ neben Martin Luther, den „Reformator der Lehre“, weil zum authentischen Christusbekenntnis nicht nur die Zustimmung zu biblischen Glaubensaussagen und kirchlichen Glaubenslehren, sondern auch das persönliche Glaubensleben in Tat und Wort und Gebet gehörten.