Evangelische Landeskirche Anhalts

Erfolg kirchlicher Bildungsarbeit

Wörlitz, am – Bei der Herbsttagung der anhaltischen Landessynode am heutigen Freitag in Wörlitz hat Oberkirchenrat Manfred Seifert betont, trotz sinkender Mitgliederzahlen bleibe die grundsätzliche Verbundenheit vieler Menschen zur Kirche bestehen. Kirche müsse gerade in Ostdeutschland weiterhin kompetent in der Öffentlichkeit präsent sein, sagte der Bildungsdezernent der Evangelischen Landeskirche Anhalts. Für Manfred Seifert, der Anfang 2015 in Ruhestand geht, ist es die letzte Synodaltagung als Mitglied des Landeskirchenrates.

Mit Blick auf die aktuelle Mitgliedschaftsuntersuchung der Evangelischen Kirche in Deutschland sagte der Theologe: „Wir müssen mehr als bisher die hochverbundenen Mitglieder im Blick haben und gleichzeitig darum bemüht sein, Menschen in den praktischen Glauben hineinnehmen“, sagte der Theologe. „Wer nie oder selten religiöse Praxis lebt, wer keine Gemeinschaft pflegt und keine Rituale kennt, dem droht der Glaube zu verdunsten.“ Beunruhigend sei, dass viele evangelische Eltern ihre Kinder nicht mehr taufen ließen. Nur 22 Prozent der Kirchenmitglieder unter 25 Jahren hielten eine religiöse Erziehung der eigenen Kinder für wichtig. „Deshalb sollten der schulische Religionsunterricht, die Christenlehre, der Kindergottesdienst, die Konfirmandenarbeit, die evangelischen Kindergärten und Grundschulen weiter unsere besondere Aufmerksamkeit haben. Glaubenskurse für Erwachsene, die Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und ihren Familien sehe ich als die wichtigsten Arbeitsfelder unserer Kirche an.“

Als Erfolg bezeichnete Seifert die Entwicklung des schulischen Religionsunterrichts in den letzten 20 Jahren. Erfreulich sei auch die Lage der vier evangelischen Grundschulen in Trägerschaft der anhaltischen Landeskirche sowie zahlreicher Kindergärten in Trägerschaft von Kirchengemeinden oder diakonischen Einrichtungen wie der Anhaltischen Diakonissenanstalt.

Begonnen hatte die Tagung des anhaltischen Kirchenparlaments im Historischen Gasthof „Zum Eichenkranz“ in Wörlitz mit einer Andacht der Dessauer Kreisoberpfarrerin Annegret Friedrich-Berenbruch und der Eröffnungsrede von Präses Andreas Schindler. In seinem Bericht zur Lage der Landeskirche erinnerte Kirchenpräsident Joachim Liebig an die Friedliche Revolution vor 25 Jahren. Gerade angesichts aktueller Konflikte, etwa in Syrien und dem Irak, bleibe „Erstaunen und Dankbarkeit für das Wunderbare“ der Ereignisse vom Herbst 1989. Zugleich konstatierte Liebig, viele Kirchenmitglieder seien bis heute enttäuscht, dass die damals so hohe Relevanz von Kirche sich in den folgenden Jahren nicht gehalten habe.

Die finanzielle Situation der Landeskirche bezeichnete der Kirchenpräsident als stabil und hob mit Blick auf die Einnahmen zugleich hervor, die Abhängigkeit vom Finanzausgleich der Evangelischen Kirche in Deutschland solle in den kommenden Jahren schrittweise und in einem geordneten Prozess reduziert werden. Keinesfalls zur Disposition stünden hingegen aus Sicht der Landeskirche die vom Land Sachsen-Anhalt getragenen Staatsleistungen. Der Haushaltsansatz der Landeskirche für das Jahr 2015 liegt bei 15,8 Millionen Euro gegenüber 15,1 Millionen in diesem Jahr. Haupteinnahmen der Landeskirche sind Kirchensteuern (geplante 4,85 Millionen Euro im Jahr 2015), Staatsleistungen (2,91 Millionen Euro), der EKD-Finanzausgleich (4,25 Millionen Euro) und Erträge aus Pfarrvermögen (1,25 Millionen Euro).

Im Verlaufe der Synodaltagung werden die Synodalen bis morgen unter anderem darüber beraten, wie die Landeskirche Flüchtlinge aus Krisengebieten wie Syrien und dem Irak noch intensiver unterstützen kann. Ein Schwerpunkt ist dem Thema Abendmahl gewidmet. Am morgigen Sonnabend, 15. November, findet um 9.00 Uhr in der Wörlitzer Kirche St. Petri ein Abendmahlsgottesdienst statt, in dem Kirchenpräsident Joachim Liebig, der im Frühjahr wiedergewählt worden war, für seine zweite Amtszeit eingesegnet wird. Des Weiteren berät die Synode über Gesetze und den Haushaltsplan für 2015.

Hintergrund: Landessynode

Die Landessynode besteht aus 33 von den Ältesten der Kirchenkreise gewählten und sechs von der Kirchenleitung berufenen Synodalen. Zwei Drittel der Synodalen sind Nichttheologen, ein Drittel Theologen. Die Stellvertreter der Landessynodalen werden von den Kreissynoden gewählt. Die Landessynode kommt regelmäßig zwei Mal im Jahr zu Tagungen zusammen, dazwischen arbeiten die Synodalen in Ausschüssen. Die Evangelische Landeskirche Anhalts hat derzeit 38.700 Mitglieder.

Johannes Killyen
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Ballenstedt, Bernburg, Dessau, Köthen, Zerbst – Landeskirche