epd-Gespräch: Kirchenpräsident zu EKD-Impulspapier
Dessau-Roßlau, am – Die Vorschläge der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zur Veränderung der Kirchenstrukturen sind nach Einschätzung des Dessauer Kirchenpräsidenten Helge Klassohn für seine Landeskirche gegenwärtig kein Thema. Für den Zusammenschluss mit einer größeren Kirche gebe es derzeit keine Notwendigkeit, sagte er am 11. Juli in einem epd-Gespräch. Wichtiger als die Diskussion um Mitgliederzahlen und die Größe von Landeskirchen sei die Frage, „ob wir unsere Aufgaben als Zeugnis- und Dienstgemeinschaft erfüllen können“.
Die EKD hatte als Reaktion auf sinkende Mitgliederzahlen in der vergangenen Woche ein „Impulspapie“ vorgestellt und darin unter anderem als langfristiges Ziel die Zusammenlegung von Landeskirchen angeregt. Die anhaltische Kirche in Sachsen-Anhalt ist mit rund 55.000 Mitgliedern die kleinste unter den gegenwärtig 23 EKD-Kirchen. Vor drei Jahren hatte die Landeskirche bereits eine Beteiligung an der mitteldeutschen Kirchenföderation abgelehnt, zu der sich die Thüringer Landeskirche und die Kirchenprovinz Sachsen zusammengeschlossen haben. Er könne derzeit nicht erkennen, „dass wir den Auftrag haben, unsere Existenz in Frage zu stellen“, betonte Klassohn. Zahlen zur Mitgliedschaft seien für die künftige Leistungsfähigkeit einer Kirche nicht das einzige und entscheidende Kriterium. Wichtiger sei vielmehr „die Nähe zu den Menschen“. Auf diesem Gebiet sei mit der Strukturanpassung in der anhaltischen Kirche in den vergangenen Jahren viel geschehen. In der kirchlichen Arbeit „gibt es bei uns keine größeren Defizite als in den Nachbarkirchen“, betonte Klassohn. Zudem sei die Landeskirche für die Stärkung der regionalen Identität der Menschen im ehemaligen Fürstentum Anhalt mit seiner langen Kulturgeschichte von besonderer Bedeutung, sagte der Kirchenpräsident weiter. „Wir wollen in dieser Funktion auch weiterhin erkennbar bleiben und unsere Chancen mit allen Kräften nutzen.“ Diese Rolle könne nicht „zugunsten einer sehr großen Einheit, die diese regionale Identität nicht mehr bieten kann“, aufgegeben werden, fügte er hinzu. In seinem Votum trat der Kirchenpräsident zugleich Darstellungen entgegen, dass innerkirchliche Strukturreformen von seiner Kirche blockiert würden. Seit Jahren gebe es enge Kooperationen mit der benachbarten Kirchenprovinz Sachsen und mit der mitteldeutschen Kirchenföderation. Davon seien rund 20 kirchliche Arbeitsfelder betroffen. Darüber hinaus habe die anhaltische Kirche den Zusammenschluss der Diakonie zu einem einheitlichen Wohlfahrtsverband in Sachsen-Anhalt und Thüringen von Anfang an aktiv unterstützt und vorangetrieben. (epd 4307/11.07.2006)