Evangelische Landeskirche Anhalts

EKD-Ratsvorsitzender bei Bonhoeffer-Ehrung

Dessau-Roßlau, am – Zur Bonhoeffer-Ehrung der anhaltischen Landeskirche hat der EKD-Ratsvorsitzende Bischof Dr. Wolfgang Huber am 7. März in der Dessauer Kirche St. Georg einen Vortrag zum Thema „Mündigkeit und Macht – Dietrich Bonhoeffers Anspruch an Kirche und Gesellschaft heute“ gehalten [Vortrag (PDF)]. Im Anschluss wurde im Gemeinde- und Diakoniezentrum St. Georg eine Ausstellung des Erfurter Ratsgymnasiums zu Leben und Werk Bonhoeffers eröffnet. In einem Gottesdienst zum Gedenken an die Zerstörung Dessaus am 7. März 1945 in der Pauluskirche nahm Kirchenpräsident Helge Klassohn in seiner Predigt ebenfalls Bezug auf Dietrich Bonhoeffer.

Am 4. Februar 1906 wurde der evangelische Theologe Dietrich Bonhoeffer geboren. Die Hinrichtung durch die Nazis am 9. April 1945 machte den protestantischen Vordenker und bis heute viel beachteten Autoren zum Märtyrer. Der 100. Geburtstag ist Anlass für zahlreiche Gedenkveranstaltungen in evangelischen Kirchen und Gemeindezentren. Bischof Wolfgang Huber gilt als ausgewiesener Bonhoeffer-Kenner und gab in seinem Festvortrag „Mündigkeit und Macht – Dietrich Bonhoeffers Anspruch an Kirche und Gesellschaft heute“ einen sehr kompakten Einblick in seine Forschungen. So bezog sich Huber auch auf Bonhoeffers unvollendete Ethik-Schriften und auf die authentische Verbindung von Theologie und Biografie im Leben Bonhoeffers. Seine Verantwortungsethik scheut nicht den Widerspruch zwischen Pazifismus und der Bereitschaft zur Schuldübernahme, seine Freiheitslehre erschließt sich nur vor dem Hintergrund von verantwortlichem Handeln, Selbstdisziplin und Verzicht. Bonhoeffers Nachdenken über die Zukunft der Kirche, der Gesellschaft und der sozialen Lebenslagen macht seine Theologie und Ethik auch über die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus hinaus bedeutend. Die Begegnung mit den unterdrückten Schwarzen während seines Vikariates 1930 in New York war hier nur ein Beispiel, das Huber anführte. Angewandt auf die aktuelle gesellschaftliche Situation leitete Huber aus Bonhoeffers Verantwortungsethik vor allem den Begriff der Teilhabegerechtigkeit und der Freiheit zur Zivilcourage ab. In Zeiten einer „skandalös hohen Langzeitarbeitslosigkeit“ bedeute das Nachdenken über Verantwortung, dass die Fähigkeit des Eintretens für andere gebunden sei an eine Eigenverantwortlichkeit, die auch materiell abgesichert sein müsse. Huber sprach auch von einem Nachdenken über „Freiheit in einer neuen Phase“, in der Zivilcourage zunehmend an Bedeutung gewinne: „Es hat mich erschreckt, dass das Opfer in Pömmelte (Sachsen-Anhalt) zum zweiten mal von den gleichen Tätern attackiert wurde.“ Bischof Huber lobte in diesem Zusammenhang ausdrücklich die Initiativen der Jugendhilfeeinrichtung der Diakonie und der Gemeinde vor Ort mit Bürgerforen und einem Runden Tisch gegen Gewalt. „Hier zeigt sich richtiges, verantwortliches Handeln.“ Huber fügte daran seine Schlussbemerkung an, wonach sich das Grundbild von Kirche bei Bonhoeffer zusammengefasst beschreiben lässt mit „Kirche für andere.“ Textautor: Frieder Weigmann, Diakonie Mitteldeutschland Die Ausstellung ist Mo. – Fr. von 9.00 bis 12.00 Uhr geöffnet und bis zum 2. April zu sehen. Gruppen und Schulklassen können individuelle Besichtigungen vereinbaren unter (03 40) 21 26 79 (Pfarrer Hans-Justus Strümpfel) -

Links Bischof Dr. Wolfgang Huber: Vortrag „Mündigkeit und Macht“ (PDF) Predigt von Kirchenpräsident Helge Klassohn im Gedenkgottesdienst (Pauluskirche Dessau, 7. März) anlässlich der Zerstörung Dessau am 7. März 1945. Artikel zum Besuch von Bischof Dr. Wolfgang Huber im evangelischen Christophorushaus Wolfen-Nord (Mitteldeutsche Zeitung, Lokalausgabe Bitterfeld)