Ein Oratorium für den Frieden
Dessau-Roßlau, am – Das groß angelegte Oratorium „The armed man – A mass for peace“ (Der bewaffnete Mann – eine Messe für den Frieden) des britischen Komponisten Karl Jenkins ist am Donnerstag, 18. Oktober, um 19.30 Uhr in der Dessauer Kirche St. Johannis zu erleben. Ausführende sind der „Holland Konzert Chor“ und das Akademische Orchester der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, die Gesamtleitung hat Hans Matla. Das Konzert reiht sich ein in das Jubiläum „Anhalt 800“ und unterstreicht mit dem „Holland Konzert Chor“ die historischen Beziehungen zwischen Anhalt und den Niederlanden. Teil der Aufführung sind auch Licht- und Filmprojektionen.
Karl Jenkins (*1944) gehört zu den am meisten aufgeführten zeitgenössischen Komponisten geistlicher Musik. Sein Oratorium „The armed man“ wurde anlässlich der Millenniumfeier im Auftrag des Museums The Royal Armouries (Königliche Waffenkammern) in Leeds komponiert. Premiere wurde im Jahr 2000 in der Royal Albert Hall in London. Ursprünglich war das Stück den Opfern des Kosovo-Konflikts gewidmet, der stattfand, als Jenkins an seiner Komposition arbeitete.
Wie das “War Requiem” von Benjamin Britten handelt es sich im Wesentlichen um ein Antikriegsstück, das ebenfalls rund um das Ordinarium, also die feststehenden Teile der lateinischen Messe, aufgebaut ist. Es wird mit anderen Quellen kombiniert, etwa im ersten und letzten Teil mit dem Volkslied “L’homme armé” aus dem 15. Jahrhundert. Die verwendeten Texte stammen aus verschiedenen Teilen und Kulturen der Welt und sind in drei Kategorien einzuteilen: heroische Texte über Krieg und Gewalt, schmerzliche Texte über die Folgen der Gewalt und schließlich Texte, die Hoffnung bringen und darauf verweisen, dass eine friedvolle Zukunft möglich ist. Das Ganze wird durch den Aufruf zum Gebet und die Teile des Ordinariums verknüpft.
Der Text enthält Teile des islamischen Aufrufs zum Gebet, aus der Bibel (Psalme und Offenbarung) und aus dem hinduistischen Mah?bh?rata, aber auch Texte aus der lateinischen Messeordnung (Kyrie, Sanctus) sowie Texte von Autoren wie Rudyard Kipling und Alfred Lord Tennyson. Außerdem gibt es einen Text eines Überlebenden der Bombardierung von Hiroshima. Das Frührenaissance-Lied “L’homme armé” stammt womöglich aus der Hand des niederländischen Dichters und Komponisten Antoine Busnois (1430-1492). Im Laufe der Jahrhunderte haben mehrere Komponisten Messen zum Thema “L’homme armé” geschrieben: Johannes Regis, Guillaume Dufay (15. Jahrhundert) und Palestrina (16. Jahrhundert). Jüngeren Datums sind die Messen von Davies (1968) und Jenkins (1999).
Karten
10 Euro (5 Euro ermäßigt), Vorverkauf Buchhandlung im Bodelschwinghhaus / Tourist-Information Dessau, Zerbster Straße 2c
Holland Konzertchor
Der Chor besteht aus begeisterten und geübten Chorsängern, die aus unterschiedlichsten Teilen der Niederlande stammen. Ein gemeinsames Ziel führt sie in Deutschland zusammen: die Konzerte in der Johanniskirche in Dessau und der Gedächtniskirche in Berlin. Die meisten Sänger singen wöchentlich in den unterschiedlichsten Chören in den Niederlanden und haben verschiedenste Male zusammen geprobt. In Deutschland wird unter der Leitung von Dirigent Hans Matla mit einigen vorbereitenden Proben an dem heutigen Konzert gearbeitet.
Akademisches Orchester
Das Akademische Orchester der Martin-Luther-Universität Halle–Wittenberg (AO) setzt sich zusammen aus musikbegeisterten Studenten verschiedener Fachbereiche der Alma mater halensis und ehemaligen Studenten, die bereits ihren beruflichen Weg gefunden haben. Seit 1984 steht das aus insgesamt 60 Mitgliedern bestehende Ensemble unter der Leitung von Matthias Erben. Die Wurzeln der Orchestergeschichte reichen bis ins 18. Jahrhundert zurück. Bereits 1779 begründete Kapellmeister Türk die Reihe der „Akademischen Konzerte“ an der Friedrichs Universität in Halle. Einige Aktivitäten aus den vergangenen Jahren: 2009 gastierte das Orchester in Wroclaw (Breslau), wo unter Mitwirkung des dortigen Universitätschores „Gaudium“ anlässlich der Gedenkfeiern zum 70. Jahrestages des Kriegsbeginns „Die Schöpfung“ von Joseph Haydn erklang.
Die musikalische Zusammenarbeit konnte 2010 durch mehrere Aufführungen von Mendelssohns „Lobgesang“ in Polen und Deutschland fortgesetzt werden. Im Wintersemester 2009/2010 gastierte das Akademische Orchester im ausverkauften Saal der Universität der Künste Berlin mit Mendelssohns „Elias“ in einer Gemeinschaftsproduktion mit zwei Berliner Konzertchören. Im November 2011 war das “AO” wiederum in Breslau anlässlich der Feierlichkeiten zum 200. Jahrestag der Gründung der Preußischen Universität in Anwesenheit der Staatspräsidenten von Polen und Deutschland zu Gast.
www2.coll-music.uni-halle.de/orchester/
Ballenstedt, Bernburg, Dessau, Köthen, Zerbst – Gesellschaft