Evangelische Landeskirche Anhalts

Ehrenamtliche engagieren sich für die TelefonSeelsorge

Dessau-Roßlau, am – Das alte Vorurteil, Männern sprechen nicht über ihre Gefühle und Probleme, bestätigt sich bei der TelefonSeelsorge nicht. Immerhin kommen fast die Hälfte der Anrufe von ihnen. Im vergangenen Jahr erreichten die TelefonSeelsorge Dessau, mit ihren Außenstellen in Wittenberg und Wernigerode, über 18.000 Anrufe. Gegenüber dem Vorjahr konnte somit erneut eine Steigerung der Anrufzahlen verzeichnet werden.

„Diese steigende Tendenz belegt das nach wie vor hohe Interesse an unserem Angebot und unterstreicht einen wachsenden Bedarf an Begleitung in schwierigen Lebenssituationen.“, so der Leiter der TelefonSeelsorge Dessau, Andreas Krov-Raak. Jeden kann es treffen. Eine Krise, eine Notlage, eine schwierige Situation. Sorgen und Ängste werden immer stärker zur bedrückenden Last und niemand ist da, mit dem man darüber sprechen kann oder will. In solchen Situationen steht die TelefonSeelsorge unter den gebührenfreien Rufnummern 0800 / 111 0 111 und 0800 / 111 0 222 zur Verfügung. Anonym, vertraulich und kompetent, ohne Ansehen der Person, bietet sie rund um die Uhr Ratsuchenden die Möglichkeit, befähigte und verschwiegene Gesprächspartner zu finden. Dabei besteht das Angebot vor allem im Zuhören und Klären, im Ermutigen und Mittragen der Last, im Hinführen zu einer eigener Entscheidung und gegebenenfalls im Hinweis auf geeignete Fachleute. „Aus Worten können Wege werden.“, dieses Motto der TelefonSeelsorge kann durchaus wörtlich genommen werden. Die größte Gruppe der Ratsuchenden stellten mit 38 % die Alleinlebenden. Besonders für die Einsamen in unserer Gesellschaft war die TelefonSeelsorge Dessau im vergangenen Jahr ein wichtiger Gesprächspartner. Viele von ihnen nutzen das Angebot wiederholt, da es für sie eine der wenigen Möglichkeiten ist, mit einem anderen Menschen in Kontakt zu treten. Aber auch Anrufe von Menschen, die in Partnerschaft und Familie leben, erreichen die Seelsorgerinnen und Seelsorger am Notruftelefon. „Es gibt einfach im Leben immer wieder Situationen oder Themen, die man nicht mit seiner Frau, seinem Mann oder engen Freunden besprechen möchte. Da ist es hilfreich zu wissen, dass es die TelefonSeelsorge gibt. Da kann ich anonym von dem sprechen, was mir auf der Seele liegt. Und das ist manchmal mit jemand fremdem durchaus leichter.“, so Krov-Raak. Drei Themenfelder waren besonders häufig der bestimmende Inhalt der Gespräche. Bei einem Viertel der Kontakte ging es in erster Linie um den Anrufenden in seinen sozialen Beziehungen. Die Gespräche drehten sich hierbei vor allem um die Themen „Partner/Partnerin“ und „Familie/Verwandtschaft“. Einen seit Jahren hohen Anteil an den Gesprächen hat das zweite große Themenfeld, die Thematisierung psychischer Beeinträchtigungen. Für 14 % aller Anrufenden war dies der Grund, ein Gespräch mit der TelefonSeelsorge zu suchen. Als dritter Bereich mit einer besonders hohen Relevanz für die Arbeit am Notruftelefon lässt sich für das Jahr 2007 das Thema „Umgang mit Sexualität“ identifizieren. 13 Prozent aller Anrufenden beschäftige dieses Gesprächsthema. Über die Nutzerinnen und Nutzer des Angebotes der TelefonSeelsorge sagte Krov-Raak: „Sie bilden in ihrer Unterschiedlichkeit einen Querschnitt unserer Gesellschaft ab. Anrufe erreichen uns von Frauen und Männern aus allen sozialen Schichten. Wir werden mit einer riesigen Themenvielfalt in Berührung gebracht, zu jeder Tages- und Nachtzeit. Und auch beim Alter der Anrufenden wird deutlich, dass sich unser Angebot grundsätzlich an alle Menschen richtet und so auch wahrgenommen wird.“ Im Jahr 2007 waren 33 Prozent der Ratsuchenden unter 30 Jahre alt. Der Anteil derjenigen zwischen 30 und 59 Jahren lag bei 53 Prozent. Das Angebot der Telefonseelsorge wäre gar nicht möglich ohne die große Zahl an Ehrenamtlichen, die den Dienst am Telefon übernehmen. Derzeit gehören etwa 75 Ehrenamtliche zur Telefonseelsorge Dessau mit ihren Dienststellen in Wittenberg und Wernigerode. Um dieses Angebot auch zukünftig aufrechterhalten zu können, sucht die TelefonSeelsorge für ihre Dienststellen in Dessau, Wittenberg und Wernigerode ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Während der einjährigen Ausbildung werden den Interessierten psychologische Grundlagen und Techniken der Gesprächsführung vermittelt. Aber auch Übungen zur Selbsterfahrung spielen eine wichtige Rolle. Wer Interesse an einer ehrenamtlichen Mitarbeit hat, kann sich unter folgender Adresse schriftlich an die TelefonSeelsorge wenden. Geschäftsstelle der Telefonseelsorge Dessau PF 1375, 06813 Dessau E-Mail: Telefonseelsorge-Dessau@t-online.de Telefon: 0340 / 220 0315 Getragen wird die Arbeit der TelefonSeelsorge Dessau in erster Linie von der Evangelischen und Katholischen Kirche, der Stadt Dessau und dem Land Sachsen-Anhalt. An der Finanzierung beteiligt sich aber auch der Landkreis Anhalt-Bitterfeld, der erst kürzlich 3.800 Euro für die Arbeit der TelefonSeelsorge bereitstellte, sowie die Stadt Wernigerode.