Evangelische Landeskirche Anhalts

Diskussion zum EKD-Papier "Kirche der Freiheit"

Dessau-Roßlau, am – Die anhaltische Synode hat am Sonnabend über das Impulspapier „Kirche der Freiheit“ der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) diskutiert. Das vom Rat der EKD veröffentlichte Papier gibt Anregungen zur Zukunft des Protestantismus und der evangelischen Landeskirchen in Deutschland. Als Gastredner sprach sich Oberkirchenrat Dr. Thies Gundlach, Abteilungsleiter im Kirchenamt der EKD und Mitverfasser des Impulspapiers, für Qualitätsstandards bei der Arbeit in der Kirche aus.

„Die geistliche Kompetenz, die Kollegialität und Teamfähigkeit der kirchlichen Mitarbeitenden müssen gestärkt werden“, betonte Gundlach. „Würdigung und Kritik in der evangelischen Kirche müssen als gemeinschaftliche Dienstaufgabe erkannt werden, dabei ist es hilfreich, wenn uns klar ist, was wir unter Qualität verstehen.“ Notwendig sei auch die stetige Fort- und Weiterbildung. Das EKD-Impulspapier, so Gundlach, rege zu einem geistlichen Mentalitätswechsel im deutschen Protestantismus an, sei aber kein Masterplan. „Es ist gesamtdeutsch gedacht und muss in jeder Landeskirche an die jeweiligen Verhältnisse angepasst werden.“ Zu der im Impulspapier vorgeschlagenen Reduzierung der Zahl der zurzeit 23 evangelischen Landeskirchen bis 2030 sagte der Oberkirchenrat: „Unser zentraler Auftrag, nämlich die Botschaft des Evangeliums weiter zu tragen, kann weder von einer kleinen noch von einer großen Landeskirche zwingend besser geleistet werden.“ Gundlach regte an, zu prüfen, wie sich die Größe einer Landeskirche auf Gottesdienstbesuche, Qualität der Amtshandlungen und auf die Bindungskraft der Kirche auswirke. „Keineswegs geht es hier darum, dass nächste Woche Landeskirchen abgeschafft werden“. Mit Blick auf die im Impulspapier angeregte Konzentration der kirchlichen Angebote gerade auf dem Lande sagte der Oberkirchenrat: „Es soll nicht die Parochie generell abgeschafft werden, von einer Flucht aus der Fläche kann nicht die Rede sein. Wir müssen uns aber fragen: Wie halten wir die Nähe zu den Menschen mit weniger Geld und weniger Mitarbeitenden. Wir brauchen geistliche Orte mit Ausstrahlung.“ In der anschließenden Diskussion warb Kirchenpräsident Helge Klassohn für verantwortliche Übergänge bei Strukturveränderungen gerade in den Gemeinden. „Von Kirchenältesten gehaltene Gottesdienste wären eine Möglichkeit, die geringer werdende Zahl der Pfarrer auf dem Lande aufzufangen. Natürlich muss dabei die erforderliche Ausbildung gewährleistet sein.“ Pfarrer Peter Nietzer aus Bernburg betonte die Schwierigkeit einer Profilierung von Gemeinden bei gleichzeitiger Aufrechterhaltung der derzeitigen Angebote: „Wenn wir uns nur auf einzelne Schwerpunkte konzentrieren würden, könnten wir viele Menschen nicht mehr erreichen.“ Pfarrer Mathias Kipp aus Sandersleben wertete – als Vorsitzender des Theologischen Ausschusses der Synode – das EKD-Impulspapier als positives Zeichen, es dürfe aber nicht als Masterplan missverstanden werden, „weil die Verfasser nicht abschätzen können, mit welcher Situation wir es 2030 zu tun haben werden“. Pfarrer Sven Baier (Bernburg) äußerte für den Synodalausschuss „Ordnung, Struktur und Zukunft der Landeskirche“ Skepsis gegenüber Erfolgrezepten aus kirchenfernen Bereichen. Er gab auch zu bedenken, dass Lebendigkeit und Wachstum allein noch kein Indiz dafür seien, dass auch das Evangelium verkündigt werde. „Die Erneuerung der Kirche ist lebenswichtig“, sagte Baier. „Wie dies gelingt, dafür gibt es sehr wohl Qualitätsmerkmale – Standards vorzuschreiben ist aber bedenklich.“ Dessau, 18. November 2006