Diakonie zu geplanter Gesundheitsreform
Dessau-Roßlau, am – In Hinblick auf das für kommenden Sonntag geplante „Eckpunkte-Gespräch“ der Koalitionäre zur Gesundheitsreform plädiert die Diakonie dafür, den bisherigen Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherung nicht zu reduzieren. Und: „Niemand darf von notwendigen medizinischen Leistungen ausgeschlossen werden“, sagt Dr. Bernd Schlüter, Vorstand für Sozialpolitik im Diakonischen Werk der EKD in Berlin.
„Durch die gesetzliche Krankenversicherung wird die große Mehrheit der Bevölkerung nach einem einheitlichen umfassenden Leistungskatalog versorgt, der hohe Akzeptanz genießt“, so Schlüter weiter. Die Ausgliederung von weiteren Leistungsbereichen und die Aufteilung der Versicherung in Grund- und Wahlleistungen lehne die Diakonie ebenso ab wie andere Maßnahmen, die die Kosten für kranke Menschen weiter erhöhen. Gerade die Risiken schwerer und langwieriger Erkrankungen müssten umfassend abgesichert sein. Die Diakonie, die insbesondere Belange chronisch kranker, pflegebedürftiger und behinderter Menschen berücksichtigt sehen will, fordert, dass „die Segmentierung in vorrangig stationäre und ambulante medizinische Betreuung überwunden werden muss“, so Schlüter. Arztpraxen sollen sich nicht nur mit anderen medizinischen Einrichtungen stärker vernetzen, sondern auch mit psychosozialen und pflegerischen Versorgungsstrukturen wie Suchtberatung und Pflegeheimen enger zusammenarbeiten. Möglichkeiten der medizinischen Rehabilitation sollten verstärkt zugänglich sein, hier sei ein Ausbau mobiler aufsuchender Leistungen erforderlich. Das Diakonische Werk der EKD spricht sich für eine solidarische Finanzierung des Gesundheitssystems – unter Einbeziehung der privaten Kassen in den Risikostrukturausgleich – aus. Das Beitragssystem habe sich „im Grundsatz“ bewährt. „Es spricht einiges für eine Teilumschichtung von den Beiträgen zu den Steuern, die sich auf alle Einkommen erheben lassen“, so Schlüter. Dadurch könnten die Lohnnebenkosten gesenkt werden. Die Koalition sei außerdem gehalten, auch nach systemimmanenten Einsparmöglichkeiten zu suchen: „Wir sind für eine stärkere Öffnung der Krankenhäuser für ambulante Leistungen, denn dies kann zu Kostensenkungen unter anderem bei niedergelassenen Fachärzten führen. Wesentliche Einsparpotentiale gibt es daneben bei den Arzneimittelkosten, dem Abrechungssystem niedergelassener Ärzte und den Verwaltungskosten der Kassen“, erklärt Bernd Schlüter. Die Diakonie plädiere für eine Umverteilung vorhandener Mittel in einer Weise, die personale Dienstleistungen in Krankenhäusern stärkt und die Krankenpflegeausbildung wieder auf eine solide Basis stellt. Nur so „können wir eine Medizin betreiben, die den Menschen ganzheitlich in den Blick nimmt und langfristig qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgung und Pflege bietet“, mahnt Schlüter. Berlin, den 28. Juni 2006 Bei Rückfragen rufen Sie bitte die Pressestelle des Diakonischen Werkes der EKD an, Babara-Maria Vahl, Pressesprecherin, Tel.: 030 83001 130 oder 0172 620 7839 Weitere Informationen unter: www.diakonie.de