Evangelische Landeskirche Anhalts

Dessauer Marienkirche: Grundsteinlegung vor 500 Jahren

Dessau-Roßlau, am – Mit einem Festgottesdienst in der Marienkirche hat die Evangelische Kirchengemeinde St. Johannis und St. Marien der Grundsteinlegung für das Gebäude vor 500 Jahren, am 25. Mai 1506, gedacht. „Wir feiern den Geburtstag dieses Hauses“, sagte Pfarrerin Geertje Perlberg. Aber nicht nur aus diesem Grund war das Ereignis denkwürdig: Am Sonntag vor 62 Jahren, zu Pfingsten 1944, wurde die Kirche bei einem Bombenangriff so schwer beschädigt, dass kein Gottesdienst mehr gefeiert werden konnte. Ein weiterer Angriff am 7. März 1945 gab dem einstigen Wahrzeichen Dessaus den Rest: Die Marienkirche brannte bis auf die Grundmauern aus.

Diese wechselvolle Geschichte prägte auch den Gottesdienst. So erinnerte Pfarrerin Perlberg etwa daran, dass hier unter anderem Martin Luther mehrfach gepredigt habe; 1534 wurde erstmals das Abendmahl mit Brot und Wein gefeiert – der Beginn der Reformation in Anhalt. Fürst Ernst, der den Grundstein für die Schlosskirche gelegt hatte (nahe des südwestlichen Pfeilers), erlebte ihre Fertigstellung übrigens nicht mehr. Der Bau im Stil der Spätgotik / Frührenaissance wurde 1523 eingeweiht, der Innenausbau erst 1540 vollendet. Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es bereits 1953 Pläne für die Wiederherstellung der Kirche, wie Bauzeichnungen aus dem Kirchlichen Bauamt zeigen. „Aus finanziellen Gründen ist das aber nie realisiert worden“, sagte Gemeindeassistent Hans-Peter Müller. Dank des „Engagements vieler Menschen und der Stadt Dessau“, so die Pfarrerin, konnte die Marienkirche von 1990 bis 1998 wiederaufgebaut werden. Heute wird sie nicht mehr kirchlich, sondern als Veranstaltungsort genutzt. Wobei der „Charme der Raumes“ auch manchen Kulturveranstaltungen durchaus einen „geistlichen Charakter“ verleihe, so Perlberg. Die Kirche repräsentiere ein Stück des alten Stadtbildes, „es sind mit die ältesten Steine Dessaus“. „Für mich bleibt St. Marien aber auch ein Mahnmal für die Schrecken des Krieges“, sagte die Pfarrerin. Gestaltet wurde der Gottesdienst von Mitgliedern der Kirchenchöre St. Johannis / Petrus und Waldersee unter Leitung von Landeskirchenmusikdirektor Martin Herrmann sowie dem Concento-Quintett. Mit der Kollekte wird eine Restaurierungsprüfung der drei Tafelgemälde aus den Cranach-Werkstätten unterstützt, die zu den wenigen Erbstücken aus der alten Marienkirche gehören. Die in diesem Jahr notwendige Maßnahme wird mehr als 1 700 Euro kosten. Autor: Jörg Müller, Mitteldeutsche Zeitung, 29. Mai 2006