Der Fürstin zu Ehren
Dessau-Roßlau, am – Mit einem Festwochenende vom 13. bis 15. September feiert die Kirchengemeinde St. Agnus in Köthen den 350. Geburtstag ihrer Stifterin Gisela Agnes von Rath (1669-1740), die Ehefrau des Fürsten Emanuel Leberecht von Anhalt-Köthen war. Zum Auftakt findet am Freitag, 13. September, um 19 Uhr ein Konzert mit Kirchenmusikdirektorin Martina Apitz, Manfred Apitz und dem Schlossconsortium Köthen statt. Am Samstag, 14. September, wird um 15.00 Uhr in der Gruft der Kirche St. Jakob ein Kranz zu Ehren der Fürstin niedergelegt.
Um 16 Uhr folgt im Gemeindesaal der Agnuskirche ein Vortrag von Kreisoberpfarrer Lothar Scholz zur Geschichte von Kirche und Gemeinde. Am Sonntag, 15. September, wird das Jubiläum mit einem Festgottesdienst fortgesetzt, den Kirchenpräsident Joachim Liebig mitgestaltet. Im Anschluss hält Dr. Jan Brademann vom Archiv der Evangelischen Landeskirche Anhalts ein Referat unter dem Titel „Eine Frau setzt sich durch: Zur Biographie der Fürstin Gisela Agnes von Anhalt-Köthen (1669-1740)“. Es folgt ein Empfang in der Aula der Evangelischen Grundschule und um 14.00 Uhr ein Konzert für Orgel und Querflöte mit Tatjana und Maxim Litwin.
Am 9. Oktober, dem eigentlichen 350. Geburtstag von Gisela Agnes von Rath und zugleich dem 325. Jahrestag der Grundsteinlegung der Kirche St. Agnus, findet ein Orgelkonzert an der Rühlmannorgel mit Kantor Matthias Müller und anschließendem Sektempfang statt.
Gisela Agnes von Rath, Quelle: koethen-anhalt.de
Gisela Agnes von Rath setzte sich im reformierten Fürstentum Anhalt-Köthen stark für die Belange der lutherischen Bürger ein. Sie veranlasste den Bau der lutherischen Kirche St. Agnus und des Gisela-Agnes-Stiftes. Am 9. Oktober 1669 wurde sie in Kleinwülknitz als Spross einer lutherischen Landadelsfamilie geboren. Auf dem Neujahrsempfang im Januar 1691 kam es zur ersten persönlichen Begegnung mit dem noch unter Vormundschaft stehenden Fürsten Emanuel Leberecht von Anhalt-Köthen. Dieser war so von ihr beeindruckt, dass er ihr bald einen Heiratsantrag machte. Nach anfänglichem Zögern heiratete sie als 22-Jährige den jungen Fürsten am 30. September 1692.
Diese Heirat löste große Proteste beim reformierten Fürstenhaus aus, denn Gisela Agnes war nicht nur „niederen Standes“ sondern auch Lutheranerin. Trotz aller Schwierigkeiten behauptete sie sich. Ihr Gatte ließ sie 1694 vom Kaiser zur „Reichsgräfin von Nienburg“ erheben und erreichte, dass ihre Nachkommen rechtmäßige Erben in Anhalt-Köthen wurden. Die Fürstin setzte sich für die Belange der lutherischen Bürger ein und am 9. Oktober 1694, ihrem 25. Geburtstag, wurde der Grundstein für die dem Lamm Gottes (agnus dei) zu Ehren genannte Kirche St. Agnus gelegt, deren Name vielleicht auch auf die Kirchenpatronin hinweisen soll. Im selben Jahr wurde eine eigene lutherische Schule gegründet. 1699 konnte die Kirche feierlich eingeweiht werden und erhielt 1713 ein lebensgroßes Epitaph der Stifterin (gemalt von Antoine Pesne).
Während ihrer „Höchstvergnügten Ehe“ wurde Gisela Agnes „von Gott mit 6 fürstlichen Kindern als dreyen Prinzen und dreyen Prinzessinnen gesegnet“, von denen zwei sehr früh verstarben. Für den Sohn Leopold (1694-1728), der ab 1715 Anhalt-Köthen regierte, übernahm sie ab 1704, nach dem Tode des Fürsten, die Vormundschaft. Der Tod Emanuel Leberechts veränderte das Leben von Gisela Agnes grundlegend. Sie wurde im Alter von 35 Jahren zu einer Witwe mit Regierungsverantwortung. 1711 gründete sie einen Damenstift in der Köthener Stiftstraße. Dieses Gisela-Agnes-Stift war nur „tugendhaften, adeligen … Frauenzimmern Lutherischer Confession“ vorbehalten, die hier eine entsprechende Versorgung fanden. Mit der Volljährigkeit Leopolds endete nach elf Jahren ihre Vormundschaft. Gisela Agnes übergab ihrem Sohn das Land in wirtschaftlich gutem Zustand. 1715 zog Gisela Agnes nach Nienburg, ihrem Witwensitz, wo sie ihre letzten Lebensjahre verbrachte und am 12. März 1740 verstarb. Beigesetzt wurde sie in der Fürstengruft der Kirche St. Jakob.
Ballenstedt, Bernburg, Dessau, Köthen, Zerbst – Aus den Gemeinden