Den Tod überwinden
Dessau-Roßlau, am – Der anhaltische Kirchenpräsident Joachim Liebig nimmt in seinem Osterwort auch Bezug auf die Anschläge von Brüssel: „Die entsetzlichen aktuellen Ereignisse in Belgien lösen neben Trauer und Mitgefühl zunehmend auch Wut auf die Attentäter und ihr Umfeld aus. So sehr das menschlich verständlich ist, darf sie doch nie Grundlage für die Reaktionen darauf sein. Die verstörende Botschaft des Kreuzes umfasst auch die Bitte Jesu für seine Mörder: Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun. Wäre ich persönlich von einem Attentat betroffen, weiß ich freilich nicht, ob ich stark genug wäre, für die Täter zu beten.
Gleichwohl, so Liebig, bleibe die österliche Botschaft von der Auferstehung und dem Sieg Jesu über den Tod bestehen: „Menschliche Hoffnung lässt sich nicht auf unser von Anfang an gefährdetes menschliches Leben begrenzen. Christenmenschen sind gewiss, bereits in diesem Leben und darüber hinaus eine Geborgenheit bei Gott zu finden, der selbst der Tod nicht standhält. Wer sich dieser Gewissheit öffnen will, muss damit das Universum des Verstandes überschreiten und in das Universum des Glaubens eintreten. Die österliche Glaubensgewissheit setzt die Bereitschaft dazu voraus und die Gebetsbitte an Gott, die buchstäblich unglaubliche Erkenntnis des Ostertages zu der entscheidenden lebensprägenden Einstellung werden zu lassen. Die Gottesdienste in den kommenden Tagen sind seit 2000 Jahren für Menschen aller Kulturen und Zeiten eine entscheidende Hilfe und Vergewisserung auf diesem Weg österlichen Glaubens.“
Das Osterwort von Kirchenpräsident Joachim Liebig im Wortlaut
Die Karwoche mit ihren Fixpunkten am Gründonnerstag, Karfreitag und Ostersonntag bildet das Zentrum unseres christlichen Glaubens. Manches davon ist vielleicht auch für einen Nichtchristen verständlich: die Abendmahlsgemeinschaft des Gründonnerstags ist vordergründig nicht mehr als das gemeinsame Essen einer Gruppe von Menschen, die sich wechselseitig tief vertraut sind. Der Karfreitag mit dem Tod am Kreuz lässt sich politisch deuten. Spätestens jedoch mit der Botschaft von der Auferstehung von den Toten enden die rationalen Deutungsmuster. Die zentrale Bedeutung für unseren Glauben lässt sich weder für Gründonnerstag noch Karfreitag rational wahrnehmen. Die Einsetzung des Abendmahls am Tag vor seinem Tod ist für uns Christen mehr als nur eine Gemeinschaftsform. Immer wiederkehrend versichern sich Christenmenschen seit 2000 Jahren mit tragenden Verbindungen nicht nur untereinander, sondern mit Gott selbst.
Der Tod am Kreuz auf Golgatha ist nicht nur Ergebnis einer politischen Intrige. Sie leitet den Wendepunkt der Menschheit und ihres Verhältnisses zum Sterben ein. Die Verwirrung der Frauen am leeren Grab zu Ostern ist menschlich mehr als verständlich. Sie sind jedoch die ersten, die etwas buchstäblich grundstürzend Neues zur Kenntnis nehmen: der Tod endet.
Wer je Sterbende begleitet hat oder sich selbst existenziell mit dem eigenen Tod befassen musste, weiß um die unüberbietbare Heilsgewissheit, die das österlich-leere Grab in sich trägt. Menschliche Hoffnung lässt sich nicht auf unser von Anfang an gefährdetes menschliches Leben begrenzen. Christenmenschen sind gewiss, bereits in diesem Leben und darüber hinaus eine Geborgenheit bei Gott zu finden, der selbst der Tod nicht standhält. Wer sich dieser Gewissheit öffnen will, muss damit das Universum des Verstandes überschreiten und in das Universum des Glaubens eintreten. Die österliche Glaubensgewissheit setzt die Bereitschaft dazu voraus und die Gebetsbitte an Gott, die buchstäblich unglaubliche Erkenntnis des Ostertages zu der entscheidenden lebensprägenden Einstellung werden zu lassen. Die Gottesdienste in den kommenden Tagen sind seit 2000 Jahren für Menschen aller Kulturen und Zeiten eine entscheidende Hilfe und Vergewisserung auf diesem Weg österlichen Glaubens.
Die entsetzlichen aktuellen Ereignisse in Brüssel lösen neben Trauer und Mitgefühl zunehmend auch Wut auf die Attentäter und ihr Umfeld aus. So sehr das menschlich verständlich ist, darf sie doch nie Grundlage für die Reaktionen darauf sein. Die verstörende Botschaft des Kreuzes umfasst auch die Bitte Jesu für seine Mörder: Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun. Wäre ich persönlich von einem Attentat betroffen, weiß ich freilich nicht, ob ich stark genug wäre, für die Täter zu beten.
Mit diesen Gefühlen im Herzen grüße ich sie trotz allem in der Gewissheit: Christus ist von den Toten auferstanden! Ein gesegnetes Osterfest.
Ihr Kirchenpräsident Joachim Liebig
Ballenstedt, Bernburg, Dessau, Köthen, Zerbst – Landeskirche