Evangelische Landeskirche Anhalts

„Das Trennende trat in den Hintergrund“

Dessau-Roßlau, am – Über 1.000 Christen aus Mitteldeutschland, darunter 120 Pilger aus Anhalt, sind am Wochenende von einer ökumenischen Pilgerfahrt aus Rom zurückgekehrt. Unter dem Motto „Mit Luther zum Papst“ hatten die überwiegend jugendlichen Teilnehmerinnen und Teilnehmer sich vom 9. bis 15. Oktober gemeinsam auf Spurensuche in der „ewigen Stadt” begeben. Sie diskutierten über die Verantwortung von Christen für unsere Welt und entwickelten – in Anlehnung an Luther – „95 Thesen zur Ökumene”. Ein Höhepunkt war die Begegnung mit Papst Franziskus, der die 95 Thesen der Gruppe in Empfang nahm.

Vorbereitet wurde die Fahrt gemeinsam vom Bistum Magdeburg, der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland und der Evangelischen Landeskirche Anhalts. Aus Anhalt federführend waren Landesjugendpfarrer Matthias Kopischke und Silvia Schmidt, Geschäftsführerin des Kinder- und Jugendpfarramtes. Unterstützung gaben zahlreiche jugendliche Helferinnen und Helfer.

„Jeden Tag ein Stück zusammengewachsen“

Matthias Kopischke sagt zur ökumenischen Pilgerreise: „Unsere große Gruppe ist jeden Tag ein Stück zusammengewachsen. Die unterschiedlichen Konfessionen traten nach und nach in den Hintergrund, dafür bekamen Dinge, die uns verbinden, immer mehr Gewicht. Die Stimmung in Rom war einzigartig schön.“ Ihn habe unter anderem beeindruckt, in welcher Offenheit Papst Franziskus die Gruppe aus Mitteldeutschland empfangen habe. „Seine Abschlussfrage: ‚Wer ist besser, die Evangelischen oder die Katholischen?‘ Und seine Antwort auf Deutsch ‚Wir alle zusammen!‘ werden sicher in vielen Menschen nachklingen.“

Silvia Schmidt betont: „Bei 1.000 Pilgern ist vieles im Vorfeld zu bedenken, zu planen und vorzubereiten – doch das ist uns in gemeinsamer Anstrengung gut gelungen. Es gab wunderbare Begegnungen, mit Pilgern aus unserer großen Gruppe, aber auch mit Menschen aus Rom – etwa aus der deutschen katholischen Gemeinde Santa Maria dell’Anima, wo wir eine Pilgerstation aufgebaut hatten. Vor allem unsere ökumenische Besetzung hat viel Aufsehen erregt. Es gab viele Fragen zum Projekt und große Anerkennung, nicht zuletzt von anderen Pilgern aus Deutschland.“

„Bis vor kurzem kaum denkbar“

Kirchenpräsident Joachim Liebig, der die Gruppe begleitete, sagt: „Dass sich so viele überwiegend junge Leute, darunter auch Konfessionslose, auf den Weg nach Rom machen, ist wunderbar und wäre vor nicht allzu langer Zeit kaum vorstellbar gewesen. Diese Fahrt ist aller Mühe wert gewesen. Im Gespräch miteinander haben alle Teilnehmenden festgestellt, wieviel sie verbindet. Unter dem Dach des gemeinsamen Glaubens lässt sich das Trennende zwischen den Konfessionen ertragen. Das gemeinsame Abendmahl steht aus, aber wir Evangelischen müssen vielleicht auch noch deutlicher machen, welche Bedeutung das Abendmahl für uns hat.“ Die Begegnung mit Papst Franziskus, so Liebig, sei eindrucksvoll gewesen. In Rom sei deutlich geworden, wie vielfältig die christliche Kirche weltweit sei. „Viele Pilger aus Mitteldeutschland sind es gewohnt, als Christen in der Minderheit zu sein. In Rom konnten wir erfahren, wie viele Christen es tatsächlich gibt. Es war schön, sich daran erinnern zu lassen.“

Neben der Papstaudienz waren Höhepunkte ein Auftaktgottesdienst in der Kirche Santa Sabina mit der deutschen Botschafterin beim Heiligen Stuhl, Annette Schavan, sowie den Leitenden Geistlichen der beteiligten Kirchen. Schavan hatte auch die Schirmherrschaft für das Projekt übernommen. In der Kirche St. Paul vor den Mauern fand ein Pilgergottesdienst mit Kurienkardinal Kurt Koch statt.

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