"Chancen nutzen – erkennbar sein"
Dessau-Roßlau, am – Kirchenpräsident Joachim Liebig zum Jahreswechsel: „Der Rückblick auf das zu Ende gehende Jahr offenbar einige erstaunliche Tatsachen. Noch vor einem Jahr schien die wirtschaftliche Situation unseres Landes nur in düsteren Farben angemessen beschrieben.“
„Selbst zur Überraschung der Experten ist gegenwärtig davon aber wenig zu spüren. Erstaunlich bleibt, mit welchem Selbstbewusstsein dieselben Experten nun erneut Prognosen abgeben. Es drängt sich der Verdacht auf, manche Prognose werde eigens gestellt, um die Entwicklung in eine bestimmte Richtung zu drängen. Gerade in der gegenwärtigen Diskussion um die Zukunft des Euro muss jedoch betont werden, wie sehr die europäische Einheit uns von der jahrhundertealten Erfahrung verheerender Kriege im Herzen unseres Kontinents entfernt hat. Diesen Zustand zu bewahren ist in Verantwortung für unsere Kinder nicht nur jede politische Mühe, sondern auch jeden Euro wert.“
„Wenn das Wort des Jahres ‚Wutbürger‘ lautet, drückt sich darin eine gesellschaftspolitische Entwicklung aus, die noch vor einem Jahr nicht vorhersehbar war. Dabei gehört zu einer lebendigen Demokratie natürlich auch der außerparlamentarische Protest. Doch zugleich gelten die gesetzlichen Rahmenbedingungen auch für Demonstranten. Ein Demonstrationsrecht, das sich über Gesetze hinwegsetzt, ist in einer repräsentativen Demokratie nicht vorstellbar. Wie viel besser wäre es um die Lebendigkeit unserer parlamentarischen Prozesse bestellt, wenn wenigstens ein kleiner Teil der Demonstranten sich an ihnen beteiligen würde.“
„Erneut lassen sich die politischen Fragen des zu Ende gehenden Jahres in die Forderung nach persönlicher Verantwortung bündeln. Wir alle tragen persönliche Verantwortung für unser Tun. Doch selbstdefinierte moralische Standards allein genügen dabei nicht. Für Christinnen und Christen setzt Gott die Standards der Moral. Nicht zuletzt im Raum der Kirche ist das Jahr 2010 bedauerlicherweise geprägt von furchbarem Versagen an diesen Standards.“
„Für die Evangelische Landeskirche Anhalts ist das zu Ende gehende Jahr erneut von Konsolidierung bestimmt. Vorausschauend auf das Jubiläum ‚Anhalt 800‘ im Jahr 2012 entstehen auf konsolidierter Grundlage neue Ideen und experimentelle Aufbrüche. Die Landeskirche wird in ihren Gemeinden, Diensten und Werken die Chancen der Zeit zu nutzen wissen. Die Jahreslosung für 2011: ‚Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.‘ (Römer 12,21) intoniert die souveräne Gelassenheit unseres Glaubens für das kommende Jahr.“ Dessau-Roßlau, 30. Dezember 2010
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