Evangelische Landeskirche Anhalts

Bilanz: Der Preis der deutschen Einheit

Dessau-Roßlau, am – 20 Jahre nach der Wiedervereinigung Deutschlands zieht der renommierte Historiker Gerhard A. Ritter Bilanz. In seinem Vortrag am 2. September um 19.30 Uhr im Gemeinde- und Diakoniezentrum St. Georg zeichnet der Träger des Deutschen Historikerpreises den Weg zur politischen Umsetzung der deutschen Einheit nach. Dabei beschränkt er sich nicht auf die Vorgänge im Inneren des Landes, sondern stellt auch aktuelle Forschungsergebnisse zum Verlauf der internationalen Verhandlungen vor.

Im Zentrum seines Vortrags steht jedoch die Frage nach dem „Preis der deutschen Einheit“. Veranstalter sind die Evangelische Erwachsenenbildung und die Evangelische Akademie. Der Autor mehrerer Standardwerke zur deutschen Sozialgeschichte zeigt, dass gerade im Bereich der Sozialsysteme enorme Kosten zu verzeichnen waren. Ritter benennt folgenschwere Fehler bei der Finanzierung des Einigungsprozesses, zieht aber dennoch ein positives Fazit: „Die sozialpolitische Absicherung der deutschen Einheit war notwendig und organisatorisch eine Meisterleistung.“ Der Preis der Einheit sei dabei keineswegs auf finanzielle Aspekte zu beschränken, so Ritter. Für viele Menschen habe die Einheit biographische Umbrüche mit sich gebracht, die auch im Lichte der Verbesserung der materiellen Lebensbedingungen die Freude trübten. Hinzu komme das weithin geringe Interesse für die Situation im jeweils anderen Teil des Landes. „Im Westen wird zu wenig gewürdigt, welche ungeheuren Anpassungsleistungen die Menschen im Osten erbringen mussten“, sagt Ritter. Prof. em. Dr. Dres. hc. Gerhard A. Ritter wurde 1929 in Berlin geboren, lehrte Politikwissenschaften und Neuere Geschichte in Berlin, Münster und München. Der Träger zahlreicher Auszeichnungen war Gastprofessor u.a. in Oxford und Tel Aviv und an der University of California. 2009 erschien „Wir sind das Volk! Wir sind ein Volk! Geschichte der deutschen Einigung.“ Kontakt: Pfr. Albrecht Lindemann, Tel. 0340 / 216772-12 Dessau-Roßlau, 27. August 2010