Bernburg und Nienburg stark betroffen
Dessau-Roßlau, am – Der Krisenschwerpunkt beim Hochwasser in Anhalt hat sich an die Saale verlagert. Stark betroffen ist die Bernburger Talstadt, wo das Wasser so hoch steht wie nie zuvor. Neben zahlreichen Wohnhäusern sind auch das Pfarrhaus der Mariengemeinde und die von der katholischen Gemeinde genutzte Nikolaikirche betroffen. Die Marienkirche ist durch einen Erdwall zusätzlich geschützt und wird nach derzeitigem Stand nicht überflutet werden.
„Niemand hier kann sich an solch ein Hochwasser erinnern“, sagt Pfarrer Johannes Lewek. Helfer, die Sandsäcke füllen wollen, sollten sich nach Auskunft der Stadt Bernburg mit Schippe an der Marienkirche am Altstädter Kirchhof einfinden. Dort befindet sich die städtische Sammelstelle.
Die Kirchenleitung der Evangelischen Landeskirche Anhalts hatte bereits gestern zu Spenden für die Opfer der Flutkatastrophe in Mitteldeutschland aufgerufen. Anhaltische Kirchengemeinden werden darüber hinaus in Fürbittgebeten in den Gottesdiensten am kommenden Sonntag der aktuellen Situation gedenken. Landeskirche und Kirchengemeinden unterstützen tatkräftig sowohl beim Schutz der Deiche, als auch bei Räumarbeiten oder bei der Versorgung von Helferinnen und Helfern. Ein kleines Beispiel der Hilfe: Die Frauenkreise Badeborn und Frose haben 130 Euro für Menschen, die von der Flut betroffen sind, gesammelt.
Die Bernburger Talstadtgemeinde lädt am Sonnabend, 8. Juni, um 18.00 Uhr zu einer Abendandacht in die Waldauer Kirche ein. Im Mittelpunkt steht der biblische Satz „Wenn ich dich rufe, hörst du mich und gibst meiner Seele große Kraft!“ „Viele vom Hochwasser betroffene Menschen und die vielen haupt- und ehrenamtlichen Helfer haben viel Kraft aufgebracht und werden noch Kraft brauchen“, so Pfarrer Lewek. „Die Abendandacht will eine Ruhepause für die Seele anbieten. Zeit zum Durchatmen und Schöpfen neuer Kraft.“
In bislang unbekanntem Maße hat die Flut auch Nienburg erreicht, wo in erweiterter Ufernähe unter anderem die Häuser etlicher Gemeindeglieder betroffen sind, so Pfarrer Stephan Aniol. In Teilen der Stadt ist der Strom abgestellt worden. Nienburg kann ebenso wie die Bernburger Talstadt nur über die Autobahn 14 erreicht werden. Die an der Saale gelegenen Orte Wedlitz und Wispitz sind fast komplett von der Außenwelt abgeschnitten, allerdings noch überwiegend trocken. Sorgen bereitet hier das aufsteigende Grundwasser. Von der Flut unmittelbar betroffen sind einige Häuser in Plötzkau, Großwirschleben und Aderstedt.
Während der Scheitel der Saale die Region Anhalt offenbar passiert hat, steigt der Pegel der Elbe weiterhin langsam an. Derzeit liegt er in Dessau-Roßlau bei 6,92 Meter. Der zu erwartende Höchststand wurde inzwischen von über 8 Meter auf 7,65 Meter nach unten korrigiert. Vom Elbehochwasser betroffen sind in Anhalt nach derzeitigem Informationsstand bislang nur einige Häuser in Coswig (Anhalt).
Der Pegel der Mulde sinkt kontinuierlich, die Lage in den ufernahen Orten entspannt sich. Im Ort Altjeßnitz, der überflutet worden war, sind die Schäden, so Pfarrerin Swantje Adam, geringer als befürchtet. „Die Einwohner hatten selbst aus Sandsäcken einen Schutzring gebaut, der dafür sorgte, dass bis auf zwei Häuser das Wasser nur in die Keller eindringen konnte.“ Irrgarten und Kirche seien nicht betroffen.
Auch im überfluteten Ortsteil Jeßnitz-West haben die Aufräumarbeiten begonnen, hier waren deutlich mehr Häuser betroffen. Sie werden derzeit ausgepumpt, berichtet Pfarrer Matthias Seifert. Noch unsicher ist, ob der reguläre Abfluss aus dem großen Seelhausener See in die Mulde wieder hergestellt werden kann. Sollte der See überlaufen und sich in die Goitzsche ergießen, könnte deren steigender Pegel viele Menschen in der Region gefährden.
- Spendenkonto der Diakonie Mitteldeutschland
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Ballenstedt, Bernburg, Dessau, Köthen, Zerbst – Aus den Gemeinden