"Beitrag zur Verständigung“
Dessau-Roßlau, am – Auch 22 Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung leisten die kirchlichen Partnerschaften einen wichtigen Beitrag zur gegenseitigen Verständigung. Dies erklärten der Pfälzer Kirchenpräsident Christian Schad und der anhaltische Kirchenpräsident Joachim Liebig im Vorfeld eines Besuchs von leitenden Kirchenvertretern aus der Pfalz in Anhalt.
Die Kirchenleitungen der Evangelischen Kirche der Pfalz und der Evangelischen Landeskirche Anhalts kommen vom 14. bis 16. Oktober in Dessau und Bernburg zu ihrer zweijährlichen Konsulation zusammen. Bei den Gesprächen stehen unter anderem Fragen des kirchlich-diakonischen Handelns auf der Tagesordnung.
Neben den Gesprächen informieren sich die pfälzischen Gäste im Salzwerk Bernburg (esco – European Salt Company) über einen der bedeutendsten Industriebetriebe in der Region und dessen Engagement in der Berufsausbildung sowie in der Kanzler-von-Pfau’schen-Stiftung über die diakonische Arbeit und kommen auch mit dem Bernburger Oberbürgermeister Henry Schütze zusammen. Am Montag, 15. Oktober, um 17.00 Uhr, ist zudem die Teilnahme an einem Pressetermin im Johannbau, dem Dessauer Museum für Stadtgeschichte, vorgesehen.
Gemeinsam unter anderem mit dem Dessau-Roßlau Oberbürgermeister Klemens Koschig soll im Sonderausstellungsraum des Museums über den dort ausgestellten Bestand an Cranach-Gemälden aus der Anhaltischen Gemäldegalerie, über das Projekt „Wege zu Cranach“ und über die Partnerschaft zwischen der Evangelischen Kirche der Pfalz und der Evangelischen Landeskirche Anhalts informiert werden. Den Abschluss der Konsultation bildet eine gemeinsame Sitzung der beiden kirchenleitenden Gremien.
Partnerschaft Anhalt-Pfalz
Seit 1949 besteht die Partnerschaft zwischen der anhaltischen und der pfälzischen Landeskirche, zumindest offiziell. Erste Berührungspunkte finden sich bereits in den Jahren der Reformation. 1529 unterzeichnete Fürst Wolfgang von Anhalt die Protestation. Ein Abbild von ihm findet sich noch heute in der Gedächtniskirche der Protestation in Speyer. Ein anderes Beispiel findet sich im Zuge des Dreißigjährigen Krieges. 56 Pfarrer aus Anhalt verstarben in dessen Verlauf und wurden durch pfälzische Pfarrer ersetzt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm das Hilfswerk der pfälzischen Landeskirche Ende der 40er Jahre eine Patenschaft für die anhaltische Landeskirche. Diese zeichnete sich vor allem dadurch aus, dass man versuchte, den anhaltinischen Protestanten in finanzieller und personeller Hinsicht zu helfen. In den Jahren zwischen 1955 und 1989 kamen so schätzungsweise 6,2 Millionen Mark an Spendengeldern für die Landeskirche in Anhalt zusammen. Selbst die schwierigen äußeren Umstände durch den Mauerbau und die Verschärfung des Ost-West Konflikts konnten die partnerschaftlichen Bemühungen nicht abschwächen. Die Kirchenleitung Anhalts beantragte als erste in der DDR die Einreise eines westlichen Kirchenoberhauptes, des damaligen pfälzischen Kirchenpräsidenten Walter Ebrecht. Die Förderung des freundschaftlichen Verhältnisses zwischen den Kirchenpräsidenten stellte einen wichtigen Faktor der partnerschaftlichen Beziehung dar. Die Kontakte zwischen den Kirchen wurden so im Laufe der Jahre immer vielfältiger, bis heute gibt es 14 Partnerschaften pfälzischer Kirchengemeinden mit Gemeinden aus Anhalt.
Intensiv sind auch seit vielen Jahrzehnten die Beziehungen zwischen den Posaunenbläsern aus Anhalt und der Pfalz. In Erinnerung an die Friedliche Revolution 1989 fand 2009 ein Kanzeltausch zwischen Pfarrerinnen und Pfarrern aus beiden Landeskirchen statt.
Evangelische Kirche der Pfalz
Die Evangelische Kirche der Pfalz (Protestantische Landeskirche) ist eine „unierte“ Kirche, d.h. evangelisch-lutherische und reformierte Christinnen und Christen haben sich seit 1818 zu einer Kirche zusammengeschlossen. Das Gebiet der Landeskirche umfasst den ehemaligen Regierungsbezirk Pfalz sowie die ehemals pfälzischen Teile des Saarlandes. In der Landeskirche leben rund 575.000 Gemeindeglieder in 429 Kirchengemeinden und 20 Kirchenbezirken.
Ballenstedt, Bernburg, Dessau, Köthen, Zerbst – Landeskirche