Evangelische Landeskirche Anhalts

„Ausdruck kirchenfeindlicher SED-Politik“

Dessau-Roßlau, am – 2017 jährt sich zum 40. Mal die Zerstörung der Jakobuskirche in der südlichen Dessauer Innenstadt: Am 17. Mai 1977 wurden die Kirche, der Gemeindesaal und das dazugehörige Pfarrhaus auf Anweisung der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) gesprengt. Zum Gedenken an die Zerstörung findet am ehemaligen Standort der Kirche (Ecke Schützenstraße / Törtener Straße) am Samstag, 21. Oktober, um 17 Uhr eine Andacht statt.

Anschließend sind ein Beisammensein und Gespräche im nahe gelegenen Jakobus-Gemeindehaus vorgesehen (Ecke Stenesche Straße/ Turmstraße), das 1980 als Ersatzbau für die zerstörte Kirche entstand.

Der Architektur Gustav Teichmüller hatte die Jakobuskirche 1906 bis 1908 im Stil der Neoromanik erbaut. Das funktionale Ensemble war nicht allein Gottesdienstraum, sondern auch Gemeindezentrum. 1945 war die Jakobuskirche durch Brandbomben zerstört, der Gemeindesaal danach aber wieder aufgebaut und am 9. August 1964 wieder in Dienst genommen worden. Laut offizieller Begründung wurde die Kirche 1977 gesprengt, um Platz für Neubaublocks zu schaffen – die jedoch nicht in dem angekündigten Umfang entstanden und heute zum Großteil abgerissen sind. Insgesamt 60 Kirchen mussten in der gesamten DDR einem Wohnungsbauprogramm weichen. Altar, Taufbecken, Stühle und Bleiglasfenster im heutigen Jakobus-Gemeindehaus stammen aus dem großen Gemeindesaal der Jakobuskirche. Das rußgeschwärzte Kruzifix aus dem zerbombten Kirchenschiff hängt im Gemeindehaus über dem Altar.

„Die Sprengung der Jakobuskirche war Ausdruck der kirchenfeindlichen Politik der SED, für die jede gesprengte Kirche einen Schritt auf dem Weg zum Sieg des Sozialismus bedeutete“, sagt die Dessauer Kreisoberpfarrerin Annegret Friedrich-Berenbruch.

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