Evangelische Landeskirche Anhalts

„Anwürfen gelassen begegnen“

Köthen, am – Die Frühjahrstagung der anhaltischen Landessynode hat am heutigen Freitag in Köthen mit einer Andacht in der Kirche St. Jakob, der Eröffnung durch Präses Andreas Schindler und mehreren Grußworten unter anderem von Köthens Oberbürgermeister Kurt-Jürgen Zander begonnen. In seinem Bericht vor der Synode appellierte Kirchenpräsident Joachim Liebig an die Landespolitik in Sachsen-Anhalt, das gute Verhältnis zwischen Kirche und Staat nicht in Frage zu stellen.

„Diesem Verhältnis ist es nicht dienlich, wenn von Seiten der Landesregierung nicht nur bestehende Verträge angefragt werden; vielmehr findet bei einer geplanten Betrachtung alle Finanzströme an kirchliche Einrichtungen wie Kindergärten, Horte und andere gesellschaftsdienliche Institutionen eine Ungleichbehandlung der Kirchen im Verhältnis zu anderen Trägern statt.“ Das Kabinett hatte Ende März beschlossen, alle Zahlungen an Kirchen, nicht jedoch diejenigen an andere Institutionen grundsätzlich zu überprüfen.

Liebig kritisierte auch Anfragen an die Zuweisung so genannter „Staatsleistungen“ an die Kirchen in Sachsen-Anhalt. Diese sind vertraglich festgelegte Ausgleichszahlungen für Enteignungen der Kirchen durch den Staat im 19. Jahrhundert. Staatsleistungen

„Dabei ist grundsätzlich festzuhalten“, sagte Liebig, „dass Kirche für unsere Gesellschaft eine große Bedeutung hat. Es ist jedoch nicht möglich, den vorhandenen gesellschaftlichen Nutzen zu quantifizieren. Darüber hinaus existiert Kirche nur deswegen, weil der Herr der Kirche es so will. Das ist vollkommen unabhängig von jeder Art der Finanzierung. In protestantischer Gelassenheit antworten wir daher mit Fakten auf aufgeregte Anfragen. Eine souverän und selbstbewusst agierende Kirche ist nicht nur einer säkularen Gesellschaft grundsätzlich dienlich, sondern ein akzeptiertes Gegenüber für jede Art von staatlichen Erwartungen“, betonte der Kirchenpräsident.

„Mir scheint, die Evangelische Landeskirche Anhalts ist mit den Möglichkeiten einer kleinen Kirche in der Lage, genau diese Aufgabe gut zu erfüllen.“ Liebig nannte in diesem Zusammenhang exemplarisch den Einsatz der Landeskirche für den Schutz der Elbe und das Engagement der Kirchengemeinde in Vockerode für ein gutes Miteinander von Bürgern und Asylbewerber in dem kleinen Ort.

Eine ungute Verzahnung zwischen Kirche und Staat, so der Kirchenpräsident, sei aus seiner Sicht nicht feststellbar. Anwürfe aus dem nicht kirchlichen Umfeld seien indes stets aufs neue Grund, eine im Glauben begründete Gelassenheit an den Tag zu legen. „Menschen ohne Gott müssen andere Wege finden, ihr Leben engagiert und gelassen führen zu können. Wir Christinnen und Christen verlassen uns auf den Kern unseres Glaubens, in dem Gott uns seine größtmögliche Nähe zusagt.“

Die finanzielle Situation der Landeskirche, so Liebig, sei im Rahmen einer mittelfristigen Finanzplanung bis 2019 stabil. Weiteren Einsparungen etwa im Personalbereich erteilte der Kirchenpräsident eine Absage. „Die Landeskirche hat kein Ausgabeproblem, sondern ein Einnahmeproblem. Das ist nicht dieselbe Sache mit anderen Worten! Indem wir kein Ausgabeproblem haben, heißt das, alle Reformanstrengungen der vergangenen zehn Jahre haben Frucht getragen. Weitere strukturelle Maßnahmen oder gar Einsparungen würden tief in die Substanz kirchlicher Arbeit der Landeskirche eingreifen.“

Die Landessynode

Die Landessynode ist eines der drei Entscheidungsgremien in der Evangelischen Landeskirche Anhalts. Die Landessynode besteht aus 33 von den Ältesten der Kirchenkreise gewählten und sechs von der Kirchenleitung berufenen Synodalen. Zwei Drittel der Synodalen sind Nichttheologen, ein Drittel Theologen. Die Stellvertreter der Landessynodalen werden von den Kreissynoden gewählt. Die Landessynode kommt regelmäßig zwei Mal im Jahr zu Tagungen zusammen, dazwischen arbeiten die Synodalen in Ausschüssen. Die Evangelische Landeskirche Anhalts hat rund 42.000 Mitglieder.

Weitere Tagesordnungspunkte bei der Landessynode sind u.a.:
Impuls und Diskussion zum Thema „Wirtschaft braucht Alternativen zum Wachstum“
Bericht des Diakonischen Werkes Ev. Kirchen in Mitteldeutschland e.V.
Impuls zum Thema „Der Gottesdienst – der Mittelpunkt des Gemeindelebens in Anhalt“
Johannes Killyen
:

Ballenstedt, Bernburg, Dessau, Köthen, Zerbst – Landeskirche