Andreas Schindler ist neuer Präses
Dessau-Roßlau, am – Die Synode der Evangelischen Landeskirche Anhalts hat bei ihrer konstituierenden Tagung am Freitag in Dessau Andreas Schindler zum Präses der Landessynode gewählt. Der 58-Jährige tritt damit die Nachfolge von Dr. Alwin Fürle an, der nach langjähriger Tätigkeit aus Altersgründen nicht mehr für das Amt an der Spitze der Landessynode kandidiert hatte.
Auf Schindler, der in Dessau lebt und Direktor der diakonischen Einrichtung „Kanzler von Pfau’schen Stiftung“ mit Sitz in Bernburg ist, entfielen 34 Ja-Stimmen. Zwei Synodale stimmten mit Nein, zwei enthielten sich der Stimme.
Als Beisitzer und weitere Mitglieder des Präsidiums wurden Ursel Luther-von Bila, Direktorin des Finanzamtes Staßfurt, und Dietrich Lauter, Kreisoberpfarrer des Kirchenkreises Köthen, gewählt. Zu Stellvertretern für das Synodalpräsidium wurden Paul Lindau aus Zerbst und Pfarrer Wolfram Hädicke aus Köthen gewählt. Kirchenpräsident Joachim Liebig gratulierte Andreas Schindler zur Wahl und würdigte zugleich die Leistung des scheidenden Präses Alwin Fürle. „Sie haben der Landeskirche und dem Protestantismus in Anhalt große Dienste erwiesen.“
Zu seiner neuen Aufgabe sagte Andreas Schindler, der bereits seit vielen Jahren Mitglied des Präsidiums der Landessynode und auch der Kirchenleitung ist: „Ich bin glücklich über das Wahlergebnis und danke der Synode für ihr Vertrauen. Ich bin in Anhalt geboren und sehe die anhaltische Landeskirche als meine Heimat an. Die Landessynode ist nicht einfach ein Parlament, sondern sie ist eine geistliche Gemeinschaft, die zugleich konfliktfähig sein muss. Als Präses möchte ich mich dafür einsetzen, das, was wir beschließen auch in die Gemeinden und in die Welt hinaus zu tragen. Sehr wichtig ist mir die gute Zusammenarbeit mit den anderen Entscheidungsgremien der Landessynode.“
Hintergrund: Landessynode
Die Landessynode der Evangelischen Landeskirche Anhalts hat 39 Mitglieder und trifft sich am 27. und 28. April in Dessau zur konstituierenden Tagung ihrer 23. Legislaturperiode. 33 Synodale wurden Anfang März in Wahlkonventen in den fünf Kirchenkreisen der Landeskirche gewählt, sechs wurden von der Kirchenleitung berufen. 21 der 39 Synodalen sind neue Mitglieder des Kirchenparlaments. Die Landessynode ist neben dem Landeskirchenrat und der Kirchenleitung eines von drei Leitungsgremien in der anhaltischen Landeskirche. Die Synodalen sind jeweils für sechs Jahre gewählt oder berufen. Zwei Drittel der Synodalen sind in Anhalt Nichttheologen, ein Drittel Theologen. Die Evangelische Landeskirche Anhalts hat derzeit 42.100 Mitglieder.
Vita Andreas Schindler
Andreas Schindler wurde 1953 in Köthen geboren und wuchs in einem Pfarrhaus auf. Das Studium der Volkswirtschaft 1974 bis 1978 in Halle schloss er als Diplomökonom ab. 1978 bis 1986 war Schindler Betriebsteilleiter und Werkleiter in einem Volkseigenen Betrieb für technische Textilien in Quedlinburg und Halberstadt. Bereits zu dieser Zeit war er in Quedlinburg im Gemeindekirchenrat und in der Kreissynode tätig. 1986 bis 1991 war er Dezernent im Landeskirchenrat der Evangelischen Landeskirche Anhalts, 1991 bis 2000 Geschäftsführer der Kanzler von Pfau’schen Stiftung mit Sitz in Bernburg sowie bis heute deren Vorstandsvorsitzender und Stiftungsdirektor. Zugleich ist Schindler seit dem Jahr 2000 Vorsitzender der Kreissynode Bernburg, Mitglied der anhaltischen Landessynode und der Kirchenleitung sowie seit 2006 Mitglied des Präsidiums der Landessynode.
Andreas Schindler ist seit 1980 mit Ulrike Böttger, Pfarrerstochter aus Schneeberg, verheiratet. Das Paar hat zwei erwachsene Söhne.
Interview mit Andreas Schindler
Frage: Herr Schindler, welche Aufgaben hat der Präses der Anhaltischen Landessynode?
Antwort: Der Präses leitet als Vorsitzender die Arbeit der Landessynode. Sein Aufgabenspektrum begrenzt sich nicht nur auf die Tagungen, sondern der Präses nimmt die Interessen der Landessynode praktisch ganzjährig wahr – zum Beispiel auch als Mitglied der Kirchenleitung.
Frage: Was bedeutet die Wahl zum Präses der Synode für Sie?
Antwort: Mich hat es sehr angerührt, dass mir diese wichtige Aufgabe in unserer Kirche anvertraut wurde, und ich freue mich darauf, die sich bietenden Gestaltungsspielräume nun auch aktiv auszufüllen.
Frage: Welches ist der Unterschied zwischen einer Synode und einem weltlichen Parlament?
Antwort: Eine Synode hat sich kurz gesagt an dem zu orientieren, was aus unserem christlichen Glauben erwächst. Wir Synodale stehen im Dienst unseres Herren Jesus Christus und nicht im Dienst unserer Wähler, wenngleich wir natürlich den Menschen in unseren Gemeinden verpflichtet sind. Synodenarbeit bedeutet in erster Linie die Suche nach dem sich auf unseren Glauben gründenden Konsens. Jede „Kampfabstimmung“ ist für mich eine Niederlage für die synodale Arbeit.
Frage: Welche Aufgaben kommen in den nächsten Jahren auf die Anhaltische Landeskirche zu?
Antwort: Unsere neue Legislatur ist von zwei Festen eingerahmt – 2012 sind es 800 Jahre Anhalt und im Jahr 2017 dann 500 Jahre Reformation. Trotzdem haben wir unsere Kräfte darauf zu konzentrieren, dass die alltägliche Arbeit in unseren Gemeinden mit den Gottesdiensten, Amtshandlungen, Gemeindefesten, Besuchsdiensten etc. geleistet werden kann. Die Menschen in den Dörfern und Städten Anhalts möchten unsere Kirche nachhaltig erleben. Hinzu kommt die Aufgabe, Menschen zu erreichen, die von allein nie auf den Gedanken kommen würden, mit der Kirche in Kontakt zu treten.
Frage: Welche Schwerpunkte sehen Sie für die Arbeit der neu gewählten Landessynode?
Antwort: Die Landessynode kann mit ihrer Tätigkeit Schwerpunkte setzen, die dann auch in der Landeskirche diskutiert werden. Sie kann Gesetze erlassen, die unsere Arbeit regeln. Sie wird dies alles auch in einer großen Transparenz leisten. Ich persönlich würde mich freuen, wenn es uns gelingt, dass sich unsere Kirche weiter im Bereich der Bildung profiliert. Dabei habe ich natürlich die Kinder und Jugendlichen im Blick, aber auch ältere Menschen, die in ihrem Leben bisher kaum etwas über den christlichen Glauben erfahren haben.
Weiterhin möchte ich gern unsere Mitarbeitenden immer wieder in den Mittelpunkt synodaler Arbeit stellen und will dafür sorgen, dass sie gehört werden. Ich habe mir vorgenommen, viele Gespräche in den Gemeinden zu führen, um genau zu wissen, was unsere Mitarbeiter brauchen.
Ballenstedt, Bernburg, Dessau, Köthen, Zerbst – Landeskirche