Afghanistan – Rückzug ins Ungewisse
Dessau-Roßlau, am – Einen Vortrag über die aktuelle politische Lage in Afghanistan hält am Donnerstag, 27. November, 19.30 Uhr, im Georgenzentrum Dessau der Afghanistan-Experte Thomas Ruttig. Hintergrund ist der im Dezember dieses Jahres endende Einsatz der Internationalen Sicherheitsunterstützungstruppe (ISAF) in Afghanistan. Bis dahin sollen alle NATO-Soldaten mit ISAF-Mandat abgezogen sein. Nur ein Restkontingent – aus Deutschland bis zu 800 Soldaten – soll für eine Nachfolgemission in Afghanistan bleiben.
Doch was bedeutet dieser Rückzug: politisch und für die Menschen im Land? Atmen sie auf, wenn die NATO-Soldaten dem Land den Rücken kehren, oder wird die Verunsicherung zunehmen und der Einfluss der Taliban wieder wachsen?
Am 19. November hat die Bundesregierung den „Fortschrittsbericht Afghanistan 2014“ beschlossen. Er enthält auch eine Zwischenbilanz zum 13-jährigen Kampfeinsatz der Bundeswehr. In dieser Zwischenbilanz räumt der Sonderbeauftragte des Auswärtigen Amts „teils ganz erhebliche und schmerzhafte Lücken gegenüber dem anzustrebenden Endzustand“ ein.
Thomas Ruttig ist einer der wenigen unabhängigen deutschen Experten in Afghanistan. Er kennt das Land seit mehr als 30 Jahren, hat dort studiert, gelebt und gearbeitet. Paschtu und Dari spricht er fließend. Der Co-Direktor des Afghanistan Analysts Network beurteilt den ISAF-Einsatz kritisch – aber auch dessen Ende. Er wird seine persönliche Bilanz präsentieren und skizzieren, welche Unterstützung er gerade jetzt für nötig und möglich hält, Frieden und Sicherheit sowie die sozioökonomische Entwicklung in Afghanistan zu stärken.
Die Veranstaltung ist Teil einer Vortragsreihe zum Themenjahr „Reformation und Politik“ der Lutherdekade „Luther2017 – 500 Jahre Reformation“ und eine Kooperation der Evangelischen Erwachsenenbildung Anhalt mit der Evangelischen Akademie Sachsen-Anhalt und der Landeszentrale für politische Bildung des Landes Sachsen-Anhalt. Der Eintritt ist frei.
Thomas Ruttig hat an der Humboldt-Universität zu Berlin und der Universität Kabul ein Studium zum Diplom-Regionalwissenschaftler (Afghanistik) absolviert. Von 1985 bis 1988 war er als Afghanistan-Referent des Außenministeriums der DDR, 1988 und 1989 als Diplomat in der DDR-Botschaft in Kabul tätig. Von 1989 bis 2000 arbeitete Ruttig als außen- und entwicklungspolitischer Journalist. In den Jahren 2000 bis 2003 war er Mitarbeiter der UN-Mission UNSMA/ UNAMA in Afghanistan, von 2003 bis 2004 stellvertretender EU-Sonderbeauftragter für Afghanistan. Anschließend arbeitete er bis 2006 als Diplomat in der Deutschen Botschaft in Kabul. Von 2007 bis 2009 war Thomas Ruttig Gastwissenschaftler an der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin. Seit 2009 ist er Ko-Direktor und Senior Analyst des unabhängigen Experten-Netzwerks Afghanistan Analysts Network, Kabul/ Berlin www.aan-afghanistan.org.
Auskunft erteilt: Jörg Göpfert, Tel.: 03491 / 498841 oder goepfert@ev-akademie-wittenberg.de
HINWEIS: Der für den 4.12. im Georgenzentrum geplante Vortrag „Brautbriefe von Moses Mendelssohn“ muss leider ausfallen.
Dessau – Gesellschaft