Abschied nach über 30 Jahren
Dessau-Roßlau, am – Abschied für Dr. Margareta und Matthias Seifert: Nach über 30 Dienstjahren wird das Pfarrehepaar im Gottesdienst am Sonntag, 30. Juni, um 14 Uhr in der Christuskirche Bobbau in den Ruhestand verabschiedet. Die beiden waren seit 1984 in der Friedenskirchengemeinde Wolfen-Nord tätig, später auch in den Kirchengemeinden Bobbau, Jeßnitz und Thurland. Seit 1996 kam das Christophorushaus als Gemeinde- und Diakoniezentrum für Wolfen-Nord dazu.
Seit 2004 wurde die Arbeit der Kirchengemeinde als Familienbildungsarbeit vom Land Sachsen-Anhalt anerkannt und Matthias Seifert die Leitung übertragen.
Die Verabschiedung übernimmt Kreisoberpfarrerin Annegret Friedrich-Berenbruch aus Dessau, die Predigt halten Margareta und Matthias Seifert selbst. Weiter an der Gestaltung beteiligt sind Pfarrerinnen und Pfarrer aus dem Kirchenkreis Dessau sowie Mitarbeitende und Kirchenälteste aus der Region Mulde-Fuhne. Für die Musik sind der Posaunenchor Raguhn unter Leitung von Dana Moriben und der Chor der Region unter Leitung von Kantor Florian Zschucke zuständig, der auch die Orgel spielt. Nach dem Gottesdienst gibt es ab 16 Uhr im Christophorushaus Wolfen-Nord (Raguhner Schleife 29) Kaffee, Kuchen, Grußworte und Musik des Flötenkreises. Gegen 17 Uhr folgt ein Theaterstück des Wolgakreises „Christophorus“, danach wird zum Abendbrot geladen.
Neue Pfarrstelle ausgeschrieben
Bereits ausgeschrieben ist eine neue Pfarrstelle, die neben den Gemeinden Bobbau-Wolfen-Nord, Jeßnitz und Thurland auch Raguhn und Priorau umfassen wird. Zum 1. März war die für den Bereich Raguhn zuständige Pfarrerin Swantje Adam ins Pfarramt Coswig gewechselt. Die Vakanzverwaltung hat seither Pfarrer Ronald Höpner aus Quellendorf. Für den Bereich Bobbau-Wolfen-Nord, Jeßnitz und Thurland steht noch keine Vakanzvertretung fest. Die Leitung des Gemeinde- und Familienzentrums Christophorushaus wird Steffen Schulz übernehmen, der als pastoraler Mitarbeiter in der Region bereits Gottesdienste hält und Gemeindeaufgaben wahrnimmt. Weiter sind in der Region Kantor Florian Zschucke und die Gemeindepädagogin in Ausbildung Susanne Kiel mit je einer halben Stelle tätig sowie die von der Gemeinde finanzierte Verwaltungsmitarbeiterin Doreen Rietz mit einer ganzen Stelle.
Seit 2005 arbeiten die Kirchengemeinden Bobbau-Wolfen-Nord, Jeßnitz und Thurland, Raguhn und Priorau in der Region Mulde-Fuhne zusammen. 2019 haben sie sich im Zuge des Transformationsprozesses in der Evangelischen Landeskirche Anhalts zu einer Arbeitsgemeinschaft zusammengeschlossen. In den Gemeinden leben zusammen rund 1.300 evangelische Christen.
Dankbarer Rückblick
Margareta und Matthias Seifert blicken dankbar auf ihren Dienst zurück: „Wir haben Aufgaben übernommen und sie in einer ehelichen Arbeitsgemeinschaft weitergeführt, haben Neues begonnen und aufgebaut, durften mitwirken am Aufbau des Christophorushauses. Da konnten wir mitten im Plattenbaugebiet Wolfen-Nord Gastgeber sein mit vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern. Nun dürfen wir dies alles weitergeben, und das ist ein großes Geschenk.“ Kirche, so das Ehepaar, solle wie ein Wirtshaus am Weg sein: „Mit offener Tür und Tisch und Bank, für jeden, der von der Straße kommt. Dann sitzen wir, unabhängig von unseren Konfessionen, gemeinsam am runden Tisch. Der Saal des Christophorushauses ist rund und im Café lässt es sich gut am runden Tisch sitzen.“
Margareta und Matthias Seifert erinnern sich an den großen Wandel in Wolfen-Nord, als zuerst 35.000 Menschen hin- und danach 28.000 wieder wegzogen. Auch die Kirchengemeinden der Region wurden kleiner. Sie denken daran, „wie die Kinder aus den Betonbauten im Garten der Friedenskirche bei den ökumenischen Ferienkirchen in der grünen Oase in Steinfurth die Wohltaten des Schöpfers genießen konnten“. Viele der aktiven Ehrenamtlichen und Jugendlichen aus der Jungen Gemeinde hätten in der Gemeinde die Freiheit und den Mut gewonnen, in die weite Welt zu gehen. Auch viele Spätaussiedler aus der ehemaligen Sowjetunion sind nach Wolfen-Nord gekommen. „Viele wurden hier getauft – und sind inzwischen weiter gezogen. Einige sind auch noch da, haben durch das Christophorushaus ein Stück Heimat gefunden und spielen mit „Einheimischen“ Theaterstücke: ein echtes Stück Integration und Gemeinschaft.“ Besonders am Herzen liegt dem Ehepaar auch die ökumenische Gemeinschaft in der Stadt, die Weitergabe des Glaubens – mit Abendmahl – gerade an Kinder und Jugendliche und auch an nicht-kirchliche Familien. Im Pfarrberuf, so die Seiferts, hätten sie sich immer ergänzt: „Da waren wir einander ‚Pfarrfrau‘, wir haben uns gegenseitig den Rücken gestärkt.“
Nun freuen sie sich auf den Ruhestand mit Zeit für Familie, Familiengeschichte, Garten, Lesen und Kunst: „Die Seele baumeln lassen, Gäste haben, Zeit, die Gott uns schenkt.“ Der künftige Wohnort von Margareta und Matthias Seifert wird in Nähe von Kindern und Enkeln sein, „irgendwo zwischen Berlin und Leipzig“.
Biografien
Matthias Seifert wurde 1953 in Werdau in Sachsen geboren und ist kirchlich aufgewachsen in der „Selbständig evangelisch-lutherischen Freikirche“. Die Kindheit hat er in Dresden und Neustadt verbracht. Nach einer Tätigkeit in der Abgusswerkstatt der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und dem Abendstudium an der Hochschule für Bildende Künste Dresden folgten der Militärdienst und von 1977 bis 1982 das Theologiestudium in Halle. Margareta Seifert, geb. Müller, wurde 1955 im sächsischen Röcknitz bei Wurzen geboren und studierte von 1975-1980 Theologie in Halle. Sie arbeitete als Forschungsstudentin und Assistentin im Fachbereich Christliche Archäologie und Kirchliche Kunst an der Sektion Theologie Halle und wurde 1986 promoviert.
1978 hatte das Paar geheiratet, 1984 folgte der Umzug nach Wolfen-Nord, wo Matthias Seifert vorerst als Vikar die Pfarrstelle verwaltete. Nach seiner Ordination 1986 und der Ordination seiner Frau 1988 bekleideten sie gemeinsam die zwei Pfarrstellen der Friedensgemeinde Wolfen-Nord, wo 1996 das Christophorushaus als erstes kirchliches Gebäude des Stadtteils eröffnet wurde. Die Eröffnung des jetzigen Gemeinde- und Familienzentrums mit Kindergarten folgte im Jahr 2000. Für die Arbeit im Brennpunktviertel erhielt Matthias Seifert 2001 das Verdienstkreuz am Bande der BRD, Margareta Seifert die Ehrennadel des Ministerpräsidenten des Landes Sachsen-Anhalt. Ab 2004 waren beide auch Pfarrer für Bobbau, Jeßnitz und Thurland.
Margareta und Matthias Seifert haben drei erwachsene Kinder und zwei Enkelkinder.
Dessau – Aus den Gemeinden