20 Jahre Cranach in St. Johannis
Dessau-Roßlau, am – Mit einem Festakt am Sonntag, 18. November, 10.00 Uhr erinnert die Kirchengemeinde St. Johannis und St. Marien Dessau an die Hängung und Restaurierung dreier bedeutender Cranach-Tafeln vor 20 Jahren in der Johanniskirche. Eine wichtige Rolle sollen die Tafeln auch 2015 zur Feier des 500. Geburtstags von Lucas Cranach d.J. spielen.
Der Festakt am Sonntag beginnt mit einem Gottesdienst und einem Theaterstück. Gegen 11.15 Uhr wird Reinhard Melzer einen Vortrag unter dem Titel „Alter und Herkunft der Kreuzigungstafel von Lucas Cranach d.Ä. aus der Marienkirche zu Dessau“ halten.
Bereits am 8. November 1992 war die Rettung der drei Cranachtafeln mit einem Festakt gewürdigt worden. Die Bilder hingen ursprünglich in der Dessauer Marienkirche Dessau. Im Verlauf des Zweiten Weltkriegs wurden sie gemeinsam mit anderen Kunstschätzen in den Harz ausgelagert. Am 1. Mai 1946 begannen die Rückholaktionen. Da die Kirchen in Dessau zerstört waren, wurden die Holztafelbilder zuerst nach Wörlitz gebracht. Das Bildnis „Christus am Ölberg“ wurde im Gotischem Haus, „Die Kreuzigung“ und „Das Abendmahl“ in der Wörlitzer Kirche aufbewahrt. Ein viertes Tafelbild blieb bis heute verschollen.
Später wurden die Gemälde vorübergehend in der Kirche Mildensee aufbewahrt, die nicht durch den Krieg beschädigt und beheizbar war. Diese Zwischenlösung sollte jedoch lange Bestand haben: Da die zentral gelegene Marienkirche zu DDR-Zeiten nicht wiederaufgebaut wurde, blieb die Mariengemeinde ohne eigene Kirche. 1967 wurden die Kirchengemeinden St. Johannis und St. Marien zusammengelegt und übernahmen von da an die gemeinsame Verantwortung für die Cranachtafeln.
Die Gemälde waren jedoch beschädigt und vom Holzwurm befallen und mussten dringend restauriert werden. 1988 wurden sie in die Johanniskirche transportiert und auf der Südempore gelagert; bald beschloss der Gemeindekirchenrat, die Restaurierung in Angriff zu nehmen. Erheblich gefährdet waren die Bilder durch die großen Ansammlungen von Menschen in der Johanniskirche im Zuge der Friedensgebete 1989. Im Leopolddankstift konnten die Gemälde ab April 1990 in Ruhe untersucht werden. Mit dem „Cranach-Projekt“ startete 1991 eine große Spendenaktion zur Rettung der drei Holztafeln. Beteiligt waren neben der Kirchengemeinde und der Landeskirche auch die Stadt Dessau mit 65.000 Mark und ihre Musikschule mit einem Benefizkonzert.
Seit der Restaurierung (Gesamtkosten: 270.000 Euro) der Tafeln sind bei der Holzschutzbehandlung von Kunstwerken Stickstoffbegasungen selbstverständlich. Im Mai 1992 konnten die Gemälde „Christus am Ölberg“ (Lucas Cranach d.J.) und „Kreuzigung“ (Lucas Cranach d.Ä.) im Altarraum der Johanniskirche montiert werden, im November die Holztafel „Das Abendmahl“ (Lucas Cranach d.J). Federführend hatte Pastor Peter Rauch sich für das Projekt eingesetzt und es maßgeblich voran gebracht.
- Holztafelgemälde
- „Kreuzigung“ 1523, Lucas Cranach der Ältere
- „Christus am Ölberg“ 1553 – 1561, Lucas Cranach der Jüngere
- „Das Abendmahl“ 1565, Lucas Cranach der Jüngere
Auskunft erteilt: Robert Hartmann, Tel. 0170 / 3147295, E-Mail: hartmann@ksdw.de
oder Pfarrerin Geertje Perlberg, Tel. 0340 / 21 49 75
Dessau – Aus den Gemeinden