Die Bestände des Archivs
Bei den umfangreichen Rekonstruktionsarbeiten an der am 7. März 1945 stark zerstörten Pauluskirche wurde Anfang der 1980er Jahre der westliche Teil der Kirche mitsamt der alten Orgelempore zu einem als Archiv und Bibliothek nutzbaren Zweckbau umgebaut.
Ein zentrales landeskirchliches Archiv besaß die Anhaltische Landeskirche bis dahin nicht, nur Pfarr- und Superintendenturarchive in den Kirchengemeinden und den Kirchenkreisen. Bis 1918 – der Herzog war Landesbischof – gelangten die Akten, die die Landeskirche als ganze betrafen, zumeist in das Anhaltische Staatsarchiv. Nach der Trennung von Kirche und Staat bewahrte die Kirche ihr Schriftgut in eigener Verantwortung auf. Im Laufe der Zeit wuchsen diese Bestände so an, auch ältere Akten kamen hinzu, dass der Landeskirchenrat Anfang der 1980er Jahre beschloss, ein landeskirchliches Archiv in der Pauluskirche einzurichten.
Seit 1985 wurden die an verschiedenen Stellen in Dessau lagernden älteren Akten des Landeskirchenrates, landeskirchlicher Dienststellen aber auch von Kreisoberpfarrämtern und einigen Pfarrämtern in die Pauluskirche gebracht.
Waren die Bestände bis dahin nur sporadisch bearbeitet worden, so konnte nun mit der umfassenden Ordnung und Verzeichnung der Bestände begonnen werden. Dieser Prozess der Erschließung ist immer noch im Gange, da im Zuge von Strukturveränderungen nach wie vor Bestände in das landeskirchliche Archiv gelangen.
Zuständig ist das Archiv für das gesamte Gebiet der Anhaltischen Landeskirche, das in etwa das Gebiet des Herzogtums bzw. Freistaats Anhalt [Link zur Karte] umfasst. Den ältesten Bestand bilden einige Köthener Urkunden, deren früheste von 1445 datiert. Die Bestände der Superintendenturarchive Bernburg, Köthen und Dessau reichen vom 16. bis zum 20. Jahrhundert. Akten des Anhaltischen Konsistoriums sind von etwa 1830 bis 1918 vorhanden, des Landeskirchenrates mit größeren Kriegsverlusten seit 1920.
Neben mehreren Pfarrarchiven sind auch einige Nachlässe kirchlicher Persönlichkeiten vorhanden. Für Ahnenforscher von besonderem Interesse sind auch die im Archiv lagernden Kirchenbücher anhaltischer Kirchengemeinden allerdings befindet sich das Gros der ca. 3.500 Kirchenbücher in den Pfarrämtern vor Ort.
Bis zu der geplanten Digitalisierung der Kirchenbücher müssen diese im Original – in den Pfarrarchiven oder bei uns – eingesehen werden. Wir empfehlen unseren Nutzern, sich zu Beginn ihrer Recherchen einen Überblick über die im Landeskirchenarchiv befindlichen und hier einsehbaren Kirchenbücher verschaffen.